Wir werden doch hoffentlich nicht verflucht?

Eine große Sorge treibt uns Eltern – nicht die Kinderlosen – um:
Könnte es sein, dass uns unsere Kinder einst verfluchen werden, wenn wir TTIP zustimmen?
„Ich glaube, die Gefahren von TTIP werden in Deutschland nicht übertrieben, sie werden unterschätzt. Der Nutzen für den Handel wäre nicht wirklich groß, der Schaden für Verbraucherschutz und Demokratie aber schon,“ urteilt Joseph E. Stiglitz, ehemaliger Chefökonom der Weltbank und Wirtschaftsnobelpreisträger.
„Sind wir als Europäer draußen vor, dann ist das für eine Exportnation wie Deutschland eine mittlere Katastrophe,” urteilt Sigmar „Schwämmchen“ Gabriel. Dann seien Hunderttausende Arbeitsplätze in der Industrie gefährdet. Dies treffe nicht den öffentlichen Dienst oder Parlamentarier, sondern Facharbeiter und Angestellte – “die werden das am Ende bezahlen müssen”. Gabriel warnte eindringlich vor den Folgen für zukünftige Generationen. “Wenn wir das hier falsch machen, werden unsere Kinder uns verfluchen.”
Wer hat Recht?
Recht hat selbstverständlich unser freier Wirtschaftsminister, sonst wäre er ja nicht unser Wirtschaftsminister[ref]Und wir wissen wirklich nicht, wie der Beiname „Schwämmchen“ sich in den Text schmuggeln konnte. Wir haben ihn an dieser Stelle nicht verwendet und versprechen, dafür zu sorgen, dass so etwas Mieses auch vielleicht nie, nie mehr passiert.[/ref].
Dass die Konzerne in geheimen Verhandlungen vor Schiedsgerichten den Staaten die Verantwortung für Umweltschutz, Steuern usw. abnehmen, das kann man
nur begrüßen[ref]vgl. http://www.ardmediathek.de/radio/Reportage-Dokumentation/Die-Story-im-Ersten-Konzerne-klagen-W/Das-Erste/Video?documentId=31181268&bcastId=799280[/ref]. Das ist nun mal ganz eindeutig alternativlos.[dropdown_box] Freiheit, das weiß schließlich jeder einigermaßen gebildete Philosoph, bedeutet weniger Staat. Denn der Staat tut bedauerlicher Weise nichts anderes, als durch seine Eingriffe die Freiheit zu beschränken. Besonders der Unternehmer bzw. das anonyme Unternehmertum braucht eben Freiheit und Selbstverantwortung, z.B. auch als Unternehmer vor den Schiedsgerichten von TTIP oder CETA. Dank dieser notwendigen Freiheit haben die immer findigen, sich selbst verantwortenden Unternehmer ein neues Geschäftsmodell entwickelt, mit dem man die Staaten bzw. deren Steuerzahler von riesigen Summen entlasten kann, mit denen sie sowieso nichts hätten anfangen können. Und das geht so: Da vor dem Schiedsgericht hohe Prozesskosten drohen, nämlich bis zu 8 Millionen US $, kann man die zögernden Kläger ermutigen, indem man Geld bei solchen Unternehmern sammelt, die auf den Ausgang des Prozesses wetten und sich bei einem gewonnenen Prozess zudem eine entsprechende prozentuale Beteiligung am Gewinn versprechen lassen. Ja, man kann sogar Klagen zu Wertpapieren mit hohen Gewinnchancen bündeln. Auf diesem Feld fühlt sich der unendlich freie Unternehmer zu Hause. Und anders als beim Polo ist der körperliche und geistige Einsatz beim Roulette gering.
Das Schönste aber kommt noch: Man kann nicht nur wegen etwaiger Verluste oder Gewinnminderung[ref]Als Spanien vor der Zahlungsunfähigkeit stand, nahm sich die Regierung auch den Energiesektor vor, der ein großes Defizit erbrachte. Nur die Photovoltaikfirmen stimmten den ausgehandelten Subventionskürzungen nicht zu. Obwohl sie z.T. noch nach der Kürzung der Subventionen neue Anlagen bauten, weil sich das weiterhin gut rentierte, verklagten sie Spanien. Die kanadische Firma TransCanada verklagt gerade die USA mit Hilfe von CETA bzw. Nafta auf 15 Milliarden $, weil Obama eine Pipeline wegen des Umweltschutzes nicht genehmigen will.[/ref] erfolgreich klagen, sondern auch wegen entgangener möglicher zukünftiger Gewinne[ref]Als in Kanada z.B. Hummerfischer mit Umweltargumenten erfolgreich gegen den Staat klagten, weil sie die Ausbeutung eines Steinbruchs verhindern wollten, verklagte das Unternehmen den Staat wegen entgangener zukünftiger Gewinne und gewann vor dem Schiedsgericht. Es erhielt 300 Millionen Dollar.[/ref].
Das alles erhöht wiederum die Gewinne der europäischen Champagnerindustrie, und wenn ein Gewitter von fliegenden Korken über uns hereinbricht, werden sogar neue Arbeitsplätze beim Rettungsdienst geschaffen.[/dropdown_box]

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