Volle Kanone, Herr Pulverscheidt!

Es gibt Menschen, die ersparen sich die Lektüre des Feuilletons der „Süddeutschen“, und solche, die sich die Lektüre des Wirtschaftsteils ersparen. Wegen des Ärgers, der zu Magengeschwüren führen kann. Manchmal kommt es aber doppelt hart.
Wenn plötzlich der Herr Hulverscheidt vom Wirtschaftsteil auf der Medienseite eine arte-Produktion rezensieren darf, wie den heutigen Dokumentarfilm „Macht ohne Kontrolle – Die Troika“ um 21h50. Nachdem er erstaunlicherweise „berechtigte Kritik am Design (!) der Hilfsprogramme: die Milde gegenüber Reichen, die Mitverantwortung großer Exportländer für Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft (Euro-Raum?!), das teilweise arrogante Auftreten von Troika-Beamten gegenüber gewählten Politikern“ zugestanden hat, kritisiert er den Film unter der Überschrift „Finstere Macht“, weil er zu „schwarz-weiß“ zeichne: „Die Frage etwa, was die Griechen selbst zu ihrer Malaise beigetragen haben“ – seiner Meinung nach „den Löwenanteil“ – „stellt er nicht.“ Als wenn BILD die Frage nicht schon längst beantwortet hätte.
Sein Haupteinwand lautet jedoch, dass die Troika nur „politisch vereinbarte, also demokratisch abgesicherte Beschlüsse umsetzt.“ Die bekräftigende Begründung folgt in Form eines Vergleichs: „ Wer sie dafür schimpft, könnte auch der Polizei vorwerfen, dass die Gesetze zu streng sind.“ In vollem Bewusstsein, dass Vergleiche immer hinken und dass sie manchmal wegen ihrer scheinbaren Bosheit zwar heftige, aber doch aufklärerische Reaktionen auslösen können, sei hinzugefügt: Oder kann man etwa die Gestapo für ihre vorbildliche Dienstauffassung – im Dienste einer einst demokratisch gewählten Regierung – beschimpfen?

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