Und er sah, dass es gut war

Es lebte einst und lebt noch heut ein Jüngling fortgeschrittnen Alters (insofern also kein Jüngling mehr) mit blondem Haar (ob das Haar wirklich blond war oder gefärbt, weiß man allerdings nicht so genau)  in einem Haus, das groß mit einem exquisit ovalen Zimmer mit Vorhängen wie Gold und lauter bunten Fahnen. Auch hatte er einen ziemlich großen Tisch mit einer riesigen Mappe und in der Mappe riesige Bögen kostbaren Papiers, auf die er jeden Tag in riesigen Lettern seine Unterschriften setzte, was eine riesige Menge Menschen, mit von riesiger Bewunderung offenem Mund betrachten durften.

Doch der alte Junge fühlte sich einsam. Er blickte in den Spiegel. Und wen sah er dort? Sich selbst! Super! Sich selbst! Super! Aber immer nur sich selbst. Das war nicht mehr super, sondern sehr, sehr traurig. Gab es denn in der großen weiten Welt niemanden, der einen ähnlich großen Schreibtisch in einem ebenso schönen Haus mit vielen bunten Fahnen und goldenen Vorhängen besaß?[htsP anchor_text = “Weiterlesen”]
Da er reich (3,1 Milliarden Dollar) und mächtig (sehr großer roter Knopf) war, schickte er Kuriere aus, die für ihn den ganzen Kontinent durchsuchen und einen Menschen finden sollten, der ihm ebenbürtig wäre und den er zum Freunde oder – noch besser – zur Freundin haben könnte. Doch seine Kuriere kehrten zurück und gestanden, dass sie niemanden gefunden hätten, der einen ähnlich großen Schreibtisch in einem ovalen Raum mit goldenen Vorhängen und bunten Fahnen besäße. Da wurde der alte Jüngling sehr zornig, und er rief: “You are fired.” Und es war the biggest firing ever!
Aber da er, wie er wusste (“I’m a very stable genius.”), ein einzigartiges Genie war und er überhaupt niemanden kannte, der je annähernd soviel Geist und Energie versprühte wie er, konnte er nicht lange passiv bleiben und schickte neue Kuriere hinaus in die Welt jenseits des großen Wassers, auf dass sie auch dort suchen sollten nach einem Menschen, der ähnlich riesig wohnte und reich und und schön und mächtig wäre wie er selbst.
Und die Boten gelangten zunächst voller Hoffnung auf eine große Insel
in Europa, dort gab es einen riesigen Palast. Darin wohnte, umgeben von viel Gold, eine alte Dame, die eine Krone auf dem Kopf trug. Das gefiel dem alten Jungen sehr. Aber sie sprach eine seltsame Sprache und wirkte gebrechlich und schwach. Sie ähnelte auch überhaupt nichtStormy Daniels”, dem Pornostar, die er einst freudig, aber kurz zu seiner Freundin erkoren hatte, obwohl sie keine Wohnung mit goldenen Vorhängen und bunten Fahnen, dafür aber in seinen Augen offensichtlich andere Vorzüge besaß. Und der Schreibtisch der alten Dame war zwar antik und insofern sehr wertvoll, aber er hätte doch wohl nicht in sein Büro mit vielen bunten Fahnen und goldenen Vorhängen gepasst. „Nein, die will ich nicht”, rief der alte Junge.
Es gab a
uf derselben Insel aber noch, so meldeten seine Kuriere, eine andere Frau, die viel jünger war und kräftiger, wenn auch ein weniger mager, und die es wie er liebte, ab und an Papiere zu unterzeichnen. Aber sie bewohnte bloß einen Teil eines lächerlich kleinen Mehrfamilienhauses. „Neieiein, die will ich nicht. Die ist mir zu mager, und sie hat ja einen Buckel und wohnt gar nicht in einem großen Haus wie ich.”
Also suchten seine Kuriere weiter,
verließen die Insel und kamen in eine Stadt mit einem großen Palast mit vielen Säulen an einem kleinen Fluss gelegen. Darin hauste eine Frau, die nicht so mager war wie die Frau auf der Insel (was ihr einst ein ältlicher Bunga Bunga Krieger vorgeworfen hatte). Diese Frau hatte auch einen ziemlich großen Schreibtisch, allerdings gab es weder goldene Vorhänge noch viele bunte Fahnen. Auch missfiel ihm, dass die Frau immer das gleiche Kostüm – nur unterschiedlich gefärbt – trug. “Nein, die will ich nicht. Die spricht auch eine Sprache, die kein Mensch versteht. Wenn sie wenigstens Melania, Ivana oder Ivanka hieße! Was soll ich mit einem Engel? Kein Vergleich mit “Stormy Daniels”!
Da schwärmten seine Kuriere wieder aus und trafen auf einen riesigen alten Palast. Der war so groß, dass das Gesicht des alten Jünglings vor Neid die Farbe seiner Haare annahm. Und der Palast hatte unzählige Räume, so dass man, wenn man zu seinem Herrscher durchdringen wollte, schon ganz erschöpft war, bevor man endlich anlangte. Und der Herrscher hatte nicht nur einen riesigen Schreibtisch und Zimmer mit viel Gold und blumigen Tapeten, sondern auch ein stolzes Pferd, auf dem er sich gern mit seinem entblößten kräftigen Oberkörper zu zeigen geruhte, so dass dem alten Jüngling ganz wundersam zumute wurde. “Jaaah, den will ich zum Freund. Er soll mir auch das Reiten und Fischen beibringen.”
„Aber, oh Herr”, riefen seine Kuriere, “ihr sagtet doch, er sei euer Feind!” “Schweigt! Bedenket, was ihr tut, wenn ihr mir widersprecht! Er hat mir geholfen, der mächtigste Mann auf Erden zu werden. Kann er da mein Feind sein? Vergesst, was ich gestern sagte: Ich sage heute dies und morgen das. Aber euch sei Gelegenheit gegeben, mir einen weiteren Freund zu finden. Eilt euch, sonst seid ihr schneller gefeuert, als ihr papp sagen könnt,”
Also schwärmten die Kuriere erneut aus. Und da die Drohung ihren Eifer vervielfacht hatte, fanden sie schnell einen weiteren Palast, d.h. eigentlich mehrere Paläste, die ihr Herrscher auf eine naturgeschützte Fläche gesetzt hatte und die von unzähligen Säulen geziert waren und unermesslich viele Räume enthielten, von denen jeder glänzte aufgrund des vielen Goldes auf Wänden und Möbeln. Sein Herrscher aber zeigte sich nie entblößt; vielmehr ließ er sogar seine Frau verhüllen, weil er fürchtete, ihre unsagbar schönen Augen, ihre Nase und – oh! – Ohren sowie Mund, aber vor allem ihre aufreizend erotischen Haare würden sonst unzüchtige Wünsche bei fremden Männern erregen, was er ihnen gern ersparen wollte. Er selbst aber wurde verehrt, obwohl er wie gesagt den entblößten Anblick seiner herrlichen Brust verweigerte. Wenn aber jemand wagen sollte, etwa an seiner Männerbrust zu zweifeln, die, wie er sicher wusste, in allen Frauen nur unzüchtige Wünsche erregte, so ließ er ihn ohne weitere Umstände in den Kerker werfen. “Eu-jeu-jeu, sapperlot!”, rief da der alte Junge. Und ein großes Feuer entbrannte in seiner Brust; er wünschte sich nichts sehnlicher, als auch diesen zu seinem Freunde zu haben. Zu dritt würden sie unbesiegbar sein: er als Gottvater, der eine als sein Sohn und der andere als sein Heiliger Geist. ((Laut Süddeutscher Zeitung (Christian Zaschke 4.4.18) erzählen Trumps Mitarbeiter, Putin, Erdogan und Xi Jingping seien Trumps Lieblingspolitiker.))
Und glücklich kämmte er lange sein Haar, betrachtete dann sein Bild im Spiegel, betrachtete es wieder und wieder, streckte seinen Finger aus und zeigte verliebt auf sein Ebenbild im Spiegel. Und er sah, dass es gut war.
Fotos:
Foto Francisco Anzola – Kremlin, CC BY 2.0; www.kremlin.ru; CC BY-SA 3.0[/htsP] 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert