Tralala

Liebe BILD-Leser,
habt ihr Lesen gelernt? Ja? Wofür?
Man könnte sich freuen über die Resonanz, die Martin Zips erhielt, als er sich in der „Süddeutschen“ (231.16) darüber erregte, dass laut Oxfam 62 Menschen – oder meinetwegen, wie Kritiker meinen, auch 224 Superreichen – zusammen soviel gehört wie der gesamten ärmeren Hälfte der Erdbevölkerung, d.h. 3,7 Milliarden Menschen, und darüber, dass diese Nachricht keinen Aufschrei der Empörung hervorrief. Denn dass die Leserbrief-Rubrik vom 30.1.16 ausschließlich zustimmenden Stimmen gewidmet war, zeigte einen großen Widerhall bei den Lesern.
Doch ihr, die von der immer schneller wachsenden Ungleichheit Betroffenen, ihr lest das ja gar nicht und hört auch nicht hin; ihr fallt auf RTL2 herein und sein Kasperle-Theater: ihr interessiert euch für das Dschungelcamp und dafür, dass das „Höllenas“ (ha, ha! Wortspiel mit Helena) keine Zöpfe mehr hat (BILD-Titel). Und ohje, ihr fürchtet euch vor dem fremden schwarzen Mann aus dem Orient, der mit Frau und Kindern selbst noch als Wasserleiche in deutsche Wohnzimmer “reingeschwappt kommt” (Julia Klöckner).[dropdown_box]
Empört seid ihr darüber, dass einige Politiker sich nicht in Fernsehdiskussionen mit der bauernschlauen AfD begeben wollen, weil sie wissen, dass die AfD nur an Ressentiments appelliert und dass Ressentiments stärker sind als Argumente, und die deshalb der AfD keine Aufwertung als ebenbürtige „Argumentationspartner“ bescheren wollen. Ihr seid wie die Eltern des Redakteurs, der neulich im „Magazin“ der „Süddeutschen“ von den Problemen berichtete, die er und seine Schwester haben, wenn sie sich teils sanftmütig, teils zornig mühten, ihren Eltern Vernunft beizubringen, weil die nämlich Pegida gut finden und meinen, dass die Migranten nur nach Deutschland kommen, um es sich in der sozialen Hängematte bequem zu machen – auf ihre Kosten, die ihr ganzes Leben lang für wenig Geld hart gearbeitet haben. Man weiß es: Selbst die Liebe zwischen Kindern und Eltern ist schwächer als die Ressentiments.
Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer. Die einen sind wenige, die anderen sind viele.
Eine Bagatelle! Geht mich nichts an. Wen interessiert das?
Ach, lasst uns einfach alle zusammen singen. Florian Silbereisen gibt das Zeichen:
„Warte, warte nur ein Weilchen,
bald kommt Haarmann auch zu dir,
mit dem kleinen Hackebeilchen,
macht er Hackefleisch aus dir.
Aus den Augen macht er Sülze,
aus dem Hintern macht er Speck,
aus den Därmen macht er Würste
und den Rest, den schmeißt er weg.

Haarmann? Kennen wir nicht!
Oh, ihr armen Tröpfe, freudig grabt ihr euer Grab. Hauptsache, die Musik stimmt.[/dropdown_box]

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