Ha, SPD! Ha!

Ha, SPD, ihr habt’s geschafft: Groko forever! Es gab ja auch, nachdem die Führung vorgeprescht war, kein Zurück mehr.
Aber es sei kurz erinnert, bevor alles vorüber ist:
Bernie Sanders: zur Zeit der Vorwahlen Beliebtheitsgrad 54% ((Senator Bernie Sanders is the most popular politician in America, according to a new Harvard-Harris poll. In fact, the Vermont senator and former presidential candidate is the only politician in the U.S. who a majority of voters like. The poll, which drew responses from 2,263 voters across the political spectrum August 17 to 22, found 54 percent have a favorable view of Sanders, while 36 percent view him unfavorably. http://www.newsweek.com/bernie-sanders-most-popular-politician-655315))
James Corbyn (laut Springers Fox News n-tv „Altstalinist“) und Labour: bei den Wahlen in Großbritannien 40% gegenüber 42% der Konservativen
Sozialisten in Frankreich: 5 % ((Hollande hatte die Wahlen mit der Ankündigung gewonnen, die Ungleichheit und die Macht der Finanzwelt zu bekämpfen, und dazu u.a. einen Spitzensteuersatz von 75 Prozent angekündigt, aber dann einen neoliberalen Kurs gesteuert.))
SPD: laut letzten Umfragen noch 14 % ((„Wie der PS in Frankreich versuchte auch die SPD , eine neoliberale Politik unter dem Deckmantel eines sozialen Programms zu verkaufen. Die SPD liberalisierte den Arbeitsmarkt und bereitete so die Armutswelle der Rentner von morgen vor. (…) Die erkämpfte Trophäe des Mindestlohns ist kein Sieg der Sozialdemokratie, sondern letztlich nur eine Korrektur auf dem falsch eingeschlagenen Weg.“ – „Warum sollte man heute SPD wählen? Weil die Partei eine neoliberale Politik verfolgt? Zu allem Übel melden sich auch noch ständig die Väter dieses SPD-Neoliberalismus zu Wort. Wirtschaftslobbyist Gerhard Schröder gibt den Genossen immer noch Ratschläge, wie sie Wahlen gewinnen könnten.“ Und Peer Steinbrück, der in die Finanzwirtschaft gewechselt ist, veröffentlicht ein Werk über „Das Elend der Sozialdemokratie“. So schreibt Christophe Bourdoise, Deutschland-Korrespondent von Le Parisien, in der SZ vom 2.3.18))[htsP anchor_text = “Weiterlesen”]
A propos, – Freude, Freude über Freude – das Thema bietet eine gute Gelegenheit, den dummen August ein wenig durch die Manege zu jagen. Er heißt – ach, nicht der schon wieder! – Hilmar Klute und ist von rechten Ressentiments besessen, darf aber erstaunlicherweise seinen Gedankenwirrwarr nicht etwa nur in Springers „Welt“, „Bild“ oder der „Jungen Freiheit“, sondern in der „Süddeutschen“ veröffentlichen. Klute verweist dort nämlich auch auf Sanders und Corbyn ((Süddeutsche Zeitung 3.3.18)): „Dass demokratische linke Positionen durchaus eine Menge Leute erreichen, konnte man ausgerechnet in den angetickten USA und im ausgezählten Großbritannien sehen. Dort haben Bernie Sanders und Jeremy Corbyn einen schönen Zukunftsaufriss sozialdemokratischer Politik hingelegt.“
Na, gibt es das? Klute, der auf alles Rote wie der Stier in der Corrida reagiert, für den Mélonchon ein „Betonkommunist“ ist und Sarah Wagenknecht eine „spätmoderne (?) Räterepublikanerin“ zeigt Sympathien für Linke?
Nein, keine Angst! Er redet einfach nur wirr. Klute gibt vor, linke Utopien zu vermissen: „Dabei waren die Linken früher mal genauso für Utopien zuständig wie der Metzger für die Sülze.“ Und Klute sülzt weiter: „Schnurrt linkes Denken auf einen Begriff zusammen, auf das linke Milieu, das sich mit designten Vintage Utopien ein reines Gewissen für seinen verfeinerten Lebenswandel zurechtschustert?“ Da wundert man sich: Klute, nein, wirklich Klute? Mit der Rute auf der Suche nach der ,wahren’ Utopie? Aber nicht zu lange wundern! Er ist schnell wieder bei sich selbst. So bemängelt er, dass die Linke einen Systemwechsel anstrebe – und das ist nun aber gar nicht seine Vorstellung von ,wahrer’ Utopie – , wobei er sich endlich wieder eiligst im ideologischen Nebel verirrt und – wie er schreibt – „lustigerweise“ rechts und links als „Pest und Cholera“ zusammenwirft, weil ja auch die AfD einen Systemwechsel, nämlich eine „blutidentische Volksgemeinschaft“, anstrebt und die Linke nach Klutes Meinung eine Art „sozialistische Arbeitergesellschaft“. ((Man nennt diesen rhetorischen Trick „Straw man fallacy“, das Strohmann-Argument. Man unterstellt dem Gegner fälschlich Ziele oder Argumente.)) Resümee: „Von vorgestern sind sie beide.“ Klute ist dagegen nicht von von vorgestern und auch nicht von gestern, sondern ganz auf der Höhe der Zeit, wenn nicht sogar ihr voraus. Jawohl. Und er zitiert als Kronzeugen Wölfchen, den Bauchredner Biermann, der die Linke den „elenden Rest dessen, was längst überwunden ist“, genannt hat. Klute sagt: „Das alles ist blöd genug!“ Aber er lässt es damit nicht genug sein, sondern übertrifft sich selbst, indem er über Lafontaines und Wagenknechts Wunsch einer starken Linken, die auch linke SPDler einschlösse, damit die Linke endlich Änderungen nicht nur fordern, sondern auch verwirklichen kann, schreibt: Wagenknecht träume „von einem neuen Spartakusbund und den aus ihrer Sicht hoffentlich bald zu Reisig zertrümmerten Sozen.“
Das ist messerscharfe kritische Analyse. Vom Feinsten!
Mies findet Klute – wohl weil es keine ,wahre’ Utopie ist? – dass in Frankreich Mélonchon seine Anhänger gegen Sozialabbau demonstrieren lässt. Wer sowas tut, ist notwendig ein „Betonkommunist“. Denn der muss ja gegen alles sein, einfach nur ein Spielverderber, so wie Beppo Grillo von der 5 Sterne Gruppierung: Da könne ,man sehr schön studieren’, was herauskomme, wenn einer „gegen alles sein will“.
Noch eine Kostprobe von Klutes intellektuellem Scharfsinn: „Natürlich sind die Querelen um die Essener Tafel ein Beleg dafür, dass in diesem Lande etwas aus dem Ruder gelaufen ist. Aber die Antwort darauf kann nicht der Ich-habs immer-schon-gesagt-Zynismus von Sahra Wagenknecht sein.“
Verstanden? Nein? Das kann aber nicht an Klute liegen.
Denn es ist einfach so: Klute ,denkt’ mit dem Bauch wie Wölfchen. Und er schreibt zwar über Politik, aber eigentlich geht es nur darum: Er mag Wagenknecht irgendwie nicht, nicht die Nase, nicht die Augen, nicht die Ohren – gar nicht. Er verehrt dagegen vermutlich goldige Frauen mit großbürgerlichem Charme, wie die ewig lächelnde Weinkönigin Julia Klöckner. Er schmilzt sicher dahin, bis nur ein glänzender Fettfleck bleibt, wenn sich die göttliche Frau von der Leyen bei der schlau guckenden Maybritt Illner wieder mal innerlich sehr berührt äußert und zu diesem Zweck die Stirn in sehr, sehr ernste Falten zieht.
So ist er nun mal, der Hilmar Klute. Er ist kein Intellektueller, aber er glaubt an sich. Und eigentlich müsste man ihn streicheln.[/htsP]

SOS, Babylon!

Es ist das reinste Babylon: sprachliche Verwirrung allenthalben!
Da hat Sahra Wagenknecht doch tatsächlich gesagt: “Wer sein Gastrecht missbraucht, der hat sein Gastrecht eben auch verwirkt.” Sie hat nicht gesagt, dass die Genfer Flüchtlingskonvention nicht mehr gelten sollte. Aber die “Parteilinke” Wagenknecht hat damit laut Thomas Denkler [ref]”Süddeutsche”14.2.16[/ref] die “Gemäßigten” gegen sich aufgebracht, obwohl Jan van Aken kritisierte, dass Wagenknechts Aussage  “keine linke Position” sei.
Probleme!!
Vielleicht weiß Andreas B. Scheuer, Generalsekretär der CSU, Verehrer des ungarischen Ministerpräsidenten Orban und Fachmann in Fragen des Populismus, ob die Aussage des tschechischen Präsidenten Milos Zeman, dass die Asylsuchenden ihre Frauen steinigen, aufgrund der stark verallgemeinernden Form als richtig oder/und populistisch anzusehen ist.  Auf die Antwort dieser extrem gebündelten Kompetenz – Anfreas B. Scheuer ist schließlich einer der drei Weisen des Bayernlandes[ref]Wir neigen dazu, die These, nach der sogar sieben Weise in Bayern existieren sollen, als übertrieben abzulehnen.[/ref] – dürfen wir gespannt sein.[dropdown_box] “Natürlich gibt man es nicht gerne zu, aber es ist eine Tatsache, dass alle Terroristen letztlich Migranten sind”, sagt Victor Orbán[ref]Die Welt 24.11.15[/ref]. Also sind alle Migranten letztlich Terroristen? Peng!
Sag mir, wo die Gräber sind.
Blumen wehen im Sommerwind.
Wann wird man je verstehen?
Wann wird man je verstehen?
Ach, Marlene, wahrscheinlich nie werden wir verstehen, was “populistisch” ist.
Ein anderer Beleg für die um sich greifende Sprachverwirrung:  Wir lesen vom “neoliberalen Flügel der Labour-Partei”, obwohl diese Formulierung doch nur auf einem Missverständnis beruhen kann. Arbeiterpartei als Interessenvertreter des Großkapitals? Aber dieses Versehen wird nicht aufgeklärt; es gibt eben keine Korrekturleser bei den Medien mehr. Und wenn jemand behaupten würde, dass es neben Gabi von Dohnanyi sogar in der SPD eine Menge Neoliberale gebe, dann muss man ihm erwidern: Das kann nicht sein, denn wenn die SPD die CDU wäre, dann hätte sie nicht nur ewig 25% Wähler oder weniger. Aber es wäre ja ohnehin absurd, anzunehmen, dass die CDU die SPD sei und die SPD die CDU. Dann kannst du dich ja gleich bei Erwin in der Psychiatrie anmelden.
A propos Babylon: Für den, der sie noch nicht kennt, der berühmte Redeauszug Edmund Stoibers:
“Wenn Sie vom Hauptbahnhof in München … mit zehn Minuten, ohne, dass Sie am Flughafen noch einchecken müssen, dann starten Sie im Grunde genommen am Flughafen … am … am Hauptbahnhof in München starten Sie Ihren Flug. Zehn Minuten. Schauen Sie sich mal die großen Flughäfen an, wenn Sie in Heathrow in London oder sonst wo, meine sehr … äh, Charles de Gaulle in Frankreich oder in … in … in Rom.
Wenn Sie sich mal die Entfernungen anschauen, wenn Sie Frankfurt sich ansehen, dann werden Sie feststellen, dass zehn Minuten Sie jederzeit locker in Frankfurt brauchen, um ihr Gate zu finden. Wenn Sie vom Flug … vom … vom Hauptbahnhof starten – Sie steigen in den Hauptbahnhof ein, Sie fahren mit dem Transrapid in zehn Minuten an den Flughafen in … an den Flughafen Franz Josef Strauß.
Dann starten Sie praktisch hier am Hauptbahnhof in München. Das bedeutet natürlich, dass der Hauptbahnhof im Grunde genommen näher an Bayern … an die bayerischen Städte heranwächst, weil das ja klar ist, weil auf dem Hauptbahnhof viele Linien aus Bayern zusammenlaufen.”
https://www.youtube.com/watch?v=f7TboWvVERU[/dropdown_box]