Nachdem der Bundesfinanzhof – die Behauptung, dass Donald Trump dessen Zusammensetzung bestimmt hat, ist nachweislich falsch und einfach nur lächerlich – Attac die Gemeinnützigkeit abgesprochen hat, wurde es im Bundestag schrecklich … nass: In einer Sturzflut von Tränen – der Rührung – fielen sich die Abgeordneten von CDU und FDP in die Arme. Ihnen hat Attac gestunken, besonders dem Finanzminister Schäuble. Deshalb musste er etwas unternehmen. Und so hat er sich beschwert – ganz oben. und – heureka! – er hat es geschafft! Die unternehmerische Freiheit – auch von Steuern – ist gerettet. Es war an sich nicht ganz einfach, denn, wie Wolfgang Janisch und Stephan Radomsky in der Süddeutschen Zeitung vom 27.2.19 schreiben, man wird Attac “nicht absprechen können”, dass sein Ziel ist, “einen möglichst großen Nutzen für die Allgemeinheit zu stiften”. Wird man nicht können? Doch kann man. Man muss nur wollen. Aber zum Glück ist das Urteil, wie der Vorsitzende Richter des V. Senats Bernd Heuermann betonte, “politisch neutral”. Uns fällt ein Stein vom Herzen!!
Ein Witz
Kennen Sie den Witz von Klein Erna?
Die Lehrerin beschwert sich bei Klein Ernas Mutter über Ernas ungeniertes Pupsen. Darauf die Mutter: „Sie sollen ihr nicht riechen, Sie sollen ihr lernen.“
Der Witz passt so ja aber gar nicht hierher, denn Attac hat ja gebildet, aber nicht das, was Lindner und Schäufle für richtig halten. Der Witz muss also eine Fortsetzung erhalten:[htsP anchor_text = “Weiterlesen”]
Als die Lehrerin auf einem anständigen Benehmen besteht, empört sich Klein Ernas Mutter: “Mir passt überhaupt die ganze Richtung nicht: Sie lernen ihr Rechnen. Wo kommen wir denn da hin?! Dann sollen Sie ihr lieber riechen.“
Umwelthilfe stinkt wie Diesel
Für die Schäubles und Lindners war es wie Weihnachten. ((Heribert Prantl von der “Süddeutschen Zeitung” (2.3.19) urteilt über die Entscheidung: Man wisse nicht, “ob man darüber lachen oder weinen soll”, und nennt deren Begründung “höchst sonderbar”, weil die Ziele von Attac demnach “angeblich weniger relevant für Gemeinnutz und Gemeinwohl als das Werkeln in einem Verein für Modellflug, Amateurfunk, Kleingärtnerei oder Hundesport” wäre – oder der CDU-Wirtschaftsrat. “Das alles ist in Paragraf 52 der Abgabenordnung als gemeinnützig und förderungswürdig aufgelistet, die Bundesfinanzrichter halten sich streng an diese Auflistung; das ist eine ,Idiotie’.” Prantl ebd.)) Nun soll das nächste Projekt starten: Laut Beschluss C113 des letzten Parteitags fordert die CDU, auch die „Deutsche Umwelthilfe“ auf ihre Gemeinnützigkeit hin zu prüfen. Denn wenn schon Attac in übler Weise das Großkapital zum Steuerzahlen zwingen will, so widersetzt sich die Umwelthilfe dem Druck der Autoindustrie. ((Der nordwürttembergische Verband Stuttgart der CDU, in dem Matthias Wissmann Ehrenvorsitzender ist, hatte den Antrag auf dem Parteitag eingebracht.)) Pfui!!
Gemeinnützig ist dagegen auf jeden Fall die Deutsche Gesellschaft für Wehrtechnik. Sie stinkt überhaupt nicht; sie bildet die Staatsbürger, die den Wert von tödlichen Waffen und deren Verkauf nicht erkennen wollen. Das ist eine äußerst verdienstvolle Aufgabe,
Neue Soziale Marktwirtschaft von spezieller Gemeinheit
Und auch die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) ist ein extrem gemeinnütziger Partikularallgemeininteressenverband. Denn sie stellt laut eigener Aussage „eine starke ,Lobby’ für marktwirtschaftliche Alternativen“ dar. Sie möchte nämlich „die gesellschaftliche Akzeptanz unternehmerischer Freiheit“ fördern, unter deren Nicht-Akzeptanz der Unternehmer – auch seelisch – sehr, sehr leidet. „Lobbyisten im Sinne einer einseitigen branchen- oder themenspezifischen Interessenvertretung sind wir aber nicht“, erfahren wir auf ihrer Internet-Seite (https://www.insm.de/). Es geht nicht nur um die Metall- und Elektroindustrie. Man ist da sehr breit aufgestellt. ((“Fehlende geistige Offenheit hat der Finanzhof Attac vorgeworfen (…) Den Vorwurf kann man jeder Ansicht machen, die einem nicht passt. Fehlt die geistige Offenheit, wenn man den ,ausbeuterischen und spekulativen Absichten’ auf den Finanzmarktplätzen per Transaktionssteuer den Riegel vorschieben will? Das Zitat stammt nicht von Attac, sondern von Papst Franziskus.” Prantl ebd.)) Das können auch ihre „Botschafter“ Arend Oetker, Vizepräsident des BDI, oder Rainer Dulger, Präsident von Gesamtmetall, nur bestätigen. Es ist richtig: „Sie wird von den Verbänden der Metall- und Elektro-Industrie finanziert.“ Allerdings, so behauptet sie verschämt, dient sie „keineswegs nur Unternehmen“, auch wenn sie im Sinne der Unternehmer für „flexible Arbeitsmärkte“ eintritt und das Soziale manchmal sehr kritisch sieht, so dass sie „die von der SPD vorgeschlagene Sozialstaatsreform anlässlich der Jahresauftaktklausur der Partei mit einer Protestaktion begleitet“ hat.
Aber sie stinkt nicht, denn sie will ja – anders als Attac – nur Gutes. Es wäre natürlich traurig, wenn die Spender aus der Industrie ihre – anders als bei Attac – doch sehr beträchtlichen Beträge (Etat der INSM jährlich etwa 7 Millionen Euro) nicht mehr steuerlich absetzen könnten. Das würde vor allem den Kuratoriumsvorsitzenden Wolfgang Clement, von der SPD zur FDP gewechselt, sehr traurig machen und viele seiner „Botschafter“, wie Unternehmensberater Roland Berger oder Arnulf Baring, den Propaganda-Spezialisten in den Talkshows, oder den edlen von Dohnanyi Klaus. ((Ja, der Dohnanyi ist gemeint, der vor intellektueller Gespreiztheit ähnlich wie einst der selige Karl Lagerfeld kaum mehr halbwegs normal reden kann.))
Nein, lieber Wolfgang Clement, ihr braucht euch nicht zu grämen: Ihr werdet auch in Zukunft noch genug Geld zur Verfügung haben. Quidem parva Erna olet, sed pecunia non olet – Klein Erna stinkt zwar, aber Geld stinkt nicht. Darauf könnt ihr ruhig alle „einen lassen“. Eurer Gemeinnützigkeit wird’s gewiss nicht schaden.[/htsP]