Alte Geschichten

Ein Jüngling[ref]im Folgenden Heinrich genannt[/ref] liebt ein Mädchen,[ref]im Folgernden Amalie genannt[/ref]
Die hat einen andern[ref]im Folgenden Björn, manchmal auch Bernd genannt[/ref] erwählt;
Der andre liebt eine andre,
Und hat sich mit dieser vermählt.

Das Mädchen heiratet aus Ärger
Den ersten besten Mann[ref] im Folgenden Thomas genannt[/ref],
Der ihr in den Weg gelaufen;
Der Jüngling[ref]gemeint Heinrich[/ref] ist übel dran.

Es ist eine alte Geschichte,
Doch bleibt sie immer neu;
Und wem sie just passieret,
Dem bricht das Herz entzwei.

Das mit dem Mädchen und dem entzwei gebrochenen Herzen sollte dem Jüngling Heinrich nicht noch einmal passieren. Und so sann er, nachdem er seine Tränen getrocknet hatte, auf einen Ausweg. Da er nicht dumm war, sagte er sich: Wenn ich mich in Bernd verwandle, so dümmlich rede wie Björn, dann muss das Mädchen mich endlich doch lieben. Er ließ sich also tätowieren wie Björn, die Haare scheren wie Bernd, kaufte sich eine Sackmütze, zog ein total schräges Muscle Shirt an und begab sich zu Amalie. Sein Pech war, dass inzwischen die Liebe des Hallodris Bernd zu seiner Braut erloschen war und er deshalb ein erotisches Abenteuer bei Amalie suchte, bei der er sich aufgrund seiner Erfahrungen in der Vergangenheit gute Chancen für ein erotisches Abenteuer ausrechnete. Als Heinrich eintraf, lauerte Björn schon. Und es kam, wie es kommen musste: Nachdem Amalie Heinrich erkannt hatte, lachte sie ihn aus, der daraufhin einer so tiefen Verzweiflung anheim fiel, dass er sich selbst nicht mehr kannte. (Man muss hier allerdings gerechter Weise anmerken, dass er sich auch schon vorher nicht mehr recht kannte.) Unhappy End.[dropdown_box]
Und nun eine ganz andere Geschichte: Neulich war Frauke Petry im Fernsehen bei Anne Will. Sie durfte viel reden, was sie auch gerne tat. Sobald ein Teilnehmer Luft holen musste, war sie hastdunichtgesehen mitten in ihrem Redebeitrag. Als ihr Gegenüber war anscheinend nur Thomas de Maizière anwesend, der immer wieder hervorheben durfte, dass das meiste von dem, was Petry fordert, auch von der CDU vertreten wird, was bei ihr immer wieder spöttisch-fragend gehobene Augenbrauen bewirkte: „Na, also, geht doch! Warum nicht gleich so!” Er war vermutlich sehr stolz, es ihr mal gezeigt zu haben, nämlich dass sie beide so wenig unterscheidet. Sein einziger Nachteil war, dass die Forderungen nicht so wirksam, eine nach der anderen in seinem Parteiprogramm niedergeschrieben sind, was das Ganze beim umworbenen Publikum natürlich noch ganz anders wirken lässt. Aber er war von tiefer Vaterlandsliebe durchdrungen. Was für Zeiten! Wenn man bedenkt, dass es mal einen Bundespräsidenten namens Gustav Heinemann gab, der öffentlich erklären konnte, dass sich seine Liebe auf seine Frau konzentrierte.
Und noch eine Geschichte: Bundeskanzler Faymann ist in Österreich mit entzwei gebrochenem Herzen zurückgetreten. Seine Rivalin, die FPÖ, wurde immer stärker,  obwohl (weil?) Faymann war ihren Forderungen immer weiter entgegengekommen war. So, und nun – wie immer –  am Ende noch einen Blick auf Sigmar Gabriel und seine Werbung um die Mitte. Er fragte sich neulich angesichts der Tatsache, dass er und seine Partei daran mitgewirkt haben, dass  Kapitaleinkünfte niedriger besteuert werden als Arbeit: “Wie konnte das eigentlich einer Partei der Sozialdemokratie passieren?” Es ist aber nicht wahr, dass nur der Wind die Antwort kennt.[/dropdown_box]