Minnie, Micky und Markus

Können Sie sich vorstellen, dass jemand, der mit Vornamen Micky heißt, in einer seriösen Zeitung wie der „Süddeutschen“1 schreibt? Nein, eher wohl, dass er bei einem der RTLs mit Chris Tall unheimlich (!) witzig ist oder mit dem investigativen Mario Barth irgendwelche anscheinend todernst gemeinte Dummheiten verzapft. Aber vielleicht heißt er ja gar nicht Micky Beisenherz, auch nicht Michael Beisenherz, sondern vielleicht einfach nur Gaston Sauermilch – so wie der schauerliche Chris Tall eigentlich den lustigen Namen Christopher Nast trägt.
Ein Herzelein ist der Beisenherz aber tatsächlich. So sucht er seinen Freund, den ‘schönen’ („Deutschlands schönste Grillzange“) Markus Lanz mit seinem „glänzenden Anzug“, seinem offenbar ergiebig duftenden „Parfum“ („wie wohl Lanz’ Parfum heißt“?) und seinen Stirnfalten à la Hugh Grant zu pushen. Er kennt den Markus gut, „hockt“ oft in seiner Garderobe und bewundert dort seine „Stiefeletten“. Lanz hat zwar einst bei RTL „den letzten Quatsch wegmoderiert“, Beiträge, „in denen Nacktsängerinnen den Neustart auf Mallorca schaffen“, oder waren es – der Artikel widerspricht sich da – doch „Nacktschwimmerinnen“?


Aber dann sei „aus Markus Lanz Markus Lanz“ geworden, der jetzt, so behauptet unser Micky, die „oft interessanteste“ und „eigentlich immer unterhaltsamste politische Talkschau im deutschen Fernsehen“ moderiert. Wow. Nun muss an dieser Stelle allerdings gesagt werden: Der Micky ist des Markus’ Freund. Ihre Sendungen – Micky arbeitet bei n-tv und  (richtig geraten!)  RTL II – haben den gleichen Produzenten.
Unser Micky Beisenherz begründet sein enthusiastisches Urteil über Lanz damit, dass dieser seine politischen Talkgäste zerstöre („Laschet, der dort jüngst im Grunde zerstört wurde“). Das ist nun nicht unbedingt eine Tugend; man könnte sich auch vorstellen, dass sich in so einer Sendung Menschen argumentativ auseinandersetzen. Es ist nicht etwa einfach so, dass Micky ein solches Streitgespräch langweilig fände. Er behauptet ja vielmehr, Lanz entwickle das Gespräch „zum Kammerspiel“. Wie das aussieht, zeigt er dann tatsächlich an einem Beispiel:
„Herr Habeck. Sie waren eher dünnhäutig die letzten Male, als wir uns gesehen haben.“
„Nein.“
„Doch, jetzt auch wieder.“
„Nein.“
„Doch“
Da ist der Habeck natürlich auf subtile Art (“Kammerspiel”) politisch zerstört worden – dank Markus Lanz.
Unser sprachgewandter Micky erklärt dazu: „Es liegt nun in (!) der politischen Heimat des Betrachters (!), dass Lanz’ Fragetechnik (?) entweder als kritisches Nachhaken empfunden (!) wírd oder als unerträgliche Masche eines Konservativen aus den Bergen Südtirols. ,Nein.’ ,Doch.’ ,Nein.’ ,Doch.’ ,Es geht hier um Deutschland.’ ,Das ist jetzt billig!’ Und so weiter!“ Donnerwetter: Kammerspiel eben!
Wie kam dieser keine Blödheit scheuende Artikel in die „Süddeutsche“? Wird die Redaktion “Medien” vielleicht von einer Frau geführt, die Minnie heißt?
Kennen Sie eine andere Erklärung?