Sein Geist durchdringt den Erdkreis

Neulich: Gunther Tiersch verkündet im ZDF Heute Journal die Wetteraussichten: Ein Tief folgt auf das andere. Düstere Wolken, Regen, als wenn die Feuerwehr aus vollen Schläuchen für einen Kinofilm spritzte: trostlos!
Doch dann endlich: „Zugeschaltet ist nun Markus Söder.“
„Herr Söder, diese vielen Tiefs – wie geht man am besten damit um?“
Söder, wie immer kompetent und selbstsicher, sagt, dass Tiefs zwar immer viel Regen bringen können, aber dass man sich davon nicht niederziehen lassen sollte. Er sehe irgendwann – das sei auch seine persönliche Erfahrung, die übrigens von zahlreichen Wissenschaftlern durchaus gestützt werde – wieder ein Hoch und damit auch einen blauen Himmel kommen, spätestens im Sommer.
Gott sei Dank! Abend gerettet!
Oder sollte man doch sicherheitshalber noch einmal umschalten zu Sven Plöger und dem  Wetter bei den Tagesthemen? Vielleicht ist ja auch Plöger ganz scharf auf die Meinung eines Experten zum Wetter, eines echten bayrischen Ministerpräsidenten.
Oder doch lieber zu den Lottozahlen mit Franziska Reichenbacher und Markus Söder?

Kanzler der Herzen

Gern hab’ ich die Frau‘n geküsst,
hab’ nie gefragt, ob es gestattet ist;
dachte mir:
nimm sie dir,
küss sie nur,
dazu sind sie ja hier!“

Hallo, Hallo! An alle! An alle! Hier spricht der „Kanzler der Herzen“.
Nein, nein, nein, ich bin k e i n Karrierist, sondern habe unheimlich (!) viel Charakter. Jawohl. Charakter ist für mich kein Fremdwort, auch wenn ich als Promovierter natürlich weiß, dass es eines ist.
Und nun zu meiner Kanzlerkandidatenkandidatur. Es ist nicht so, dass ich unbedingt Kanzlerkandidat werden wollte. Vielmehr: „Wir“ – ich spreche manchmal von mir als „wir“, weil ich sehr viel Respekt vor mir und meinem Charakter habe – „haben ein Angebot für unser Land gemacht, das keinem persönlichem Karriereplan folgte.“ Das hätte wohl niemand von mir erwartet. Aber das ist die reinste Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Wahrer geht nicht. Meine Bereitschaft zur Kanzlerkandidatur war ein völlig selbstloses Angebot, ja ein Opfer aus Kant’schem Pflichtgefühl, das ich dem Vaterland darzubringen bereit war. „Ich bin aus Verantwortung für das Land angetreten.“ So wahr ich Markus Söder heiße.


Ein ganzer Tapferer bin ich, musste schwer mit mir kämpfen, denn wir (Markus und Söder) sind beide stark. „Wir (also Markus und Söder) haben nicht gekniffen vor einer wirklich gewaltigen Herausforderung“. I bin ja ka Hosnbisler! – „Ich wollte mir nicht vorwerfen lassen, in einer solch schwierigen Phase für die Union zu kneifen.“ Ich kneife nie, und wenn, dann nur andere.
Opferwillig war ich, wie es kaum einer je gewesen – außer Jesus und Christus. Und wie dieser war ich bereit, das Kreuz auf mich zu nehmen. „Ich wäre bereit gewesen, diesen Dienst und die dann auch schwerste Zeit meines Lebens (!) auf mich zu nehmen. Wenn die Erwartungen der Menschen derart hoch sind, darf man sich nicht wegducken. Das ist eine Frage des politischen Charakters.“ Ich habe – das muss bei aller Bescheidenheit an dieser Stelle einmal gesagt werden – soviel Charakter, dass für andere schon gar kein Platz mehr ist. Ducken? sich verstecken? ein Markus Söder? Ich habe mich nie, niemals geduckt, vor niemandem. Erst „spät – nach intensivem Nachdenken und massiver Aufforderung aus der CDU und der Bevölkerung“ war ich zur Kandidatur bereit. Ja, da kann man halt nix machen, wenn alle drängen und flehen, zumal wenn man Charakter hat.
Gewiss, die Aufgabe erforderte meine ganze Kraft, ja, mehr als diese. Daher verspürte ich – da muss ich denn doch zugeben – zwar „ein wenig Enttäuschung, aber auch Erleichterung“ (!), als das Schicksal bzw. die CDU mich nicht erwählt hatte, denn: „Mit dem Gang nach Berlin hätte sich ja viel für meine Familie und mich geändert.“ Der Funkturm ist eben kein Watzmann. „Bayern ist meine Lebensaufgabe und bleibt es auch. Und sind wir ehrlich (!): nach wie vor das schönste Land der Welt.“ Ehrlich währt am längsten. Und was wahr ist, muss wahr bleiben. Und wahr ist halt: Kein schöner Land in dieser Zeit, als hier das unsre weit und breit.” Das hat schon einst der Adam, der von der Eva, zu seiner Zeit gesungen (1. Buch Moses, Kapitel 2, Vers 237b).
Mein Verzicht auf die Kandidatur zeigt – genauso wie meine Kandidatur selbst – gerade wieder meine unglaubliche Charakterstärke: „Ich habe ein Wort gegeben und dieses Wort habe ich gehalten … Auch das ist eine Frage des politischen Charakters.“
Die Entscheidung gegen mich – das muss ich an dieser Stelle dennoch deutlich aussprechen – ist undemokratisch, politisch rückständig gewesen und als solche letztlich nicht zu akzeptieren: „Den Glauben, dass politische oder personelle Entscheidungen heute noch in den Gremien völlig unabhängig von der Basis und den Erwartungen der Menschen gemacht werden können, halte ich nicht für zeitgemäß. Moderne Demokratie ist anders.“ – Und: „Ich stehe für eine Modernisierung.“ Denn Modernes ist, das weiß auch der Dümmste, überaus modern.
Obwohl mir schon immer klar war, dass es unmöglich ist, mich nicht zu lieben – nicht nur für die Frauen! – , hat es mich beinahe sprachlos gemacht, wie die Menschen mich mit ihrer Liebe überschüttet haben: „Ich war dann selbst überrascht und gerührt, wie groß der Zuspruch etwa in der Bundesfraktion war. Viele der Abgeordneten kannte ich ja gar nicht persönlich.“ Und auch viele meiner Anhänger im Land kenne ich ja gar nicht persönlich, und sie kennen mich ja auch gar nicht persönlich. Trotzdem ist es wie ein Wunder: Sie lieben und verehren mich und meinen ganzen Charakter.
Und doch  – wie konnte es möglich sein? – gab es tatsächlich ein Komplott, und zwar von einer winzigen, aber mächtigen Gruppe, die geheim in kleineren, hinteren Zimmern tagte: „Es gibt eine eng verbundene Beratergruppe aus Wolfgang Schäuble, Friedrich Merz und Annegret Knapp-Karrenbauer. Ich selbst dagegen habe Unterstützung aus dem Reihen der Ministerpräsidenten, der Landesvorsitzenden und Abgeordneten sowie der Basis bekommen.“ Auch Benedikt XVI. hat mich, soviel ich weiß, unterstützt, weil er auch ein ganz Frommer ist. .
Trotz all dem Zuspruch, dieser ungezügelten, wilden Liebe zu mir und meinem Charakter habe ich – und das muss ich mir hoch anrechnen – schließlich verzichtet. Denn: „Was wäre gewesen, wenn die Fraktion für Söder entscheidet und der CDU-Vorstand es nicht akzeptiert?“ Man mag es sich nicht vorstellen! Da war ich als Politiker mit Charakter natürlich gefordert: „Für ein solches Chaos wollte ich nicht die Verantwortung tragen. Uns (Markus und Söder) geht es um die Verantwortung für das Land“ und nicht – ich kann es gar nicht oft genug wiederholen – um die Karriere!
Allerdings eines kann ich nicht ungesagt lassen – das gebietet mir mein Charakter: Ein Beschluss sollte „breite Akzeptanz und Rückhalt haben. Nicht nur in der Partei, sondern auch bei den Menschen im Land.“ Wird das die herz- und charakterlose Dreierbande jemals lernen?
„Wir müssen Politik mit Herz und Verstand machen.“ Und großes Herz und Verstand im Überfluss habe ich nun allerdings wahrhaftig. Daher fliegen mir ja auch massenhaft die fremden Herzen zu, und man nennt mich mit Recht Kanzler der Herzen.
Noch ein Wort zum Schluss: Ich brauche kein Trampolin, um mich emporzuschwingen. Ich halte das Trampolin für genauso wenig modern wie das Rhönrad. Und wenn es um Sportlichkeit geht und um Charakter, so können meine Kumpel von der feucht fröhlichen Burschenschaft Teutonia viel von meiner Stehkraft erzählen.
(Zitate aus dem Interview mit der Süddeutschen Zeitung vom 24.4.21)

Potzblitz

Es sind gruselige Zeiten. In den USA, so erfährt man von den Amerikanern, die ja unser großes Vorbild sind, weil sie die klügsten und reichsten Köpfe haben, sind jetzt die Kommunisten an der Macht. Zwar schwört der neue Präsident nicht auf Hammer und Sichel oder etwa die Mao-Bibel, sondern auf eine 17 cm (!) dicke katholische Bibel, die angeblich seit 1893 im Familienbesitz ist und deshalb selbstverständlich vorher gründlich entstaubt worden war. So eine Bibel als Unterlage heißt aber gar nichts, denn es gíbt unter den Katholiken auch manch einen Schweinepriester. Selbst Päpsten war nichts heilig, und sie haben gehurt und gemordet. Zudem gehört ja die Kunst der Verstellung zu den wichtigsten Fähigkeiten eines machtbewussten Politikers. Es ist ja auch kaum vorstellbar, dass die angeblichen Evangelikalen und Kreationisten unter den republikanischen Politikern nicht in Wirklichkeit Atheisten sind. Und – Achtung! – der Amerikaner weiß, dass Atheisten und Kommunisten dasselbe sind. Ihr einziger Lebenszweck besteht darin, harmlosen Bürgern den Hals durchzusicheln, den Schädel einzuhämmern oder sie über unheimlich hohe Steuern zu enteignen und in den Hungertod zu treiben. Welch ein Horror!
Es sieht überall schlimm aus. Satiriker, wenn es denn noch welche gäbe  – sie sterben aus oder tun nur so – wie Dieter Nuhr – , als wenn sie welche wären, wissen nicht mehr ein noch aus: Wie sollen sie es schaffen, dem entsetzten Publikum trotz allem die Mundwinkel ein klein wenig in die Höhe zu ziehen? „Hilfe!“ ruft der verzweifelte Satiriker, „Hilfe!“ Und dann, weil keine Hilfe kommt, greift er zu alternativen Fakten, die, wie der Amerikaner weiß, die wahren Fakten bzw. die reale Realität hinter der Realität sind.

Armin Konfusius Pipapo 1 krabbelte auf dem Boden umher. Aber unter dem Schreibtisch lag scheinbar nur der Armin, nicht der gesuchte Brief von dieser ungeheuer engagierten, ja radikalen Annalisa Baerbauch oder Baerlauch oder wie sie hieß, der Brief, in dem sie sich so vehement gegen den üblen Dativ engagierte und versuchte ihn, den Armin, für einen Bund von Schummel, nein Schimmel, nein Schwarzgrün zu gewinnen, weil der Dativ doch, wie ihr einmal jemand erzählt hatte, heimtückisch den Genitiv verdrängte, was sie ja aber  – allein schon wegen des Artenschutzes  – nicht dulden konnte, und sie diesen fiesen Dativ deshalb mit all ihrer Energie bekämpfen musste, indem sie sogar „trotzdem“ durch „trotzdessen“ ersetzte und ihr da natürlich der Armin, also mit FDP, SPD, AfD die politische Mitte, sofort als Mitstreiter in den Sinn gekommen war.
Und dann – fiel dem Armin wieder ein – war da ja doch auch noch irgendeine Einladung  zu diesem Strunz, Schwanz oder Linz in eine Talkshow gewesen. Wo war denn die nun wieder? Daran hätte er als neuer Parteivorsitzender ja zu gerne teilgenommen, weil dieser Franz oder Gans immer so einfühlsam war. Vielleicht sollte er seine Sekretärin – wie hieß sie noch? – bitten, ob sie ihm bei seiner Suche helfen könnte.
Aber als die Sekretärin, die natürlich auf seinen Ruf hin sofort mit fliegenden Röcken herbeigeeilt war, sich neben ihrem Chef auf dem Boden niedergelassen hatte, um ihm bei der Suche zu helfen, und sie schnell triumphierend die gesuchte Einladung von diesem Lanz (aha!) in die Luft streckte und damit neckisch herumwedelte, war der Armin sofort aufgesprungen, um den Brief zu erhaschen.

Als der Armin dann mit dem Brief in der Hand jubelnd und wie von Sinnen in die Garderobe gerannt war, um seinen Hut aufzusetzen und hinauszustürmen – ja, was wollte er da draußen eigentlich? – , da donnerte es plötzlich ohrenbetäubend, der Raum bebte, Armin taumelte.

(Angesichts der Ungeuerlichkeit des Geschehens muss an dieser Stelle der Abstand zwischen diesen beiden Absätzen etwas größer ausfallen.)

Ein Blitz war in das Büro gefahren und hatte die Sekretärin in einen Haufen rauchender Asche verwandelt. (Genauso ist es wirklich abgelaufen, wie Sie im Internet unter „Elisabeth-Magdalena Freifrau von Pfetten-Steert“ – so der Name der Sekretärin – nachlesen können.) Und ehe der Armin noch ein entsetztes „Au weia! Das kann doch nicht wahr sein!“ ausrufen konnte, stand da mit flammendem Schwert eine hünenhafte Gestalt, die aussah wie Zorro, was auch an der schwarz-blau karierten Maske gelegen haben mag, die Mund und Nase verdeckte, aber vor allem an den dräuenden Blicken. „Du dicker trotteliger Kümmerling“, ertönte es aus dem Munde dieser wirklich schauerlichen Gestalt, „blick doch einmal in den Spiegel – allein dieser Hut! Bildest du dir wirklich ein, dass du das Zeug zum Kanzler hättest?“ Nachdem er ein paar Minuten wie erstarrt gestanden und über die Frage nachgedacht hatte, fasste Armin seinen ganzen Mut zusammen und erwiderte mit seinem leicht törichten Grinsen: „Ja, zum Teufel, sag, wer bist denn du? Zisch ab! Wie bist du überhaupt hier hereingekommen? Du hast weder geklingelt noch geklopft. Hast du wenigstens die Tür hinter dir wieder geschlossen?  Und mach gefälligst das Feuer an deinem Schwert aus. Es reicht schon, was du mit meiner Sekretärin gemacht hast. Wie das hier riecht! Und mein schöner Teppich! Nun muss aber mal Schluss sein!“ – „Ho, ho“, lachte da der Eindringling mit grauenvoller Stimme. „Ich bin Markus Zorro, der einsame Ritter von der zwar mächtigen, aber im Grunde ein wenig traurigen Gestalt, denn ich habe ein flammendes Schwert und muss alle vernichten, die sich mir in den Weg stellen. Ich habe ein Herz aus Trockeneis, und doch in seltenen Augenblicken überkommt mich für wenige Sekunden ein Gefühl, dass ich ganz, ganz allein bin auf dieser Welt. Aaach! Aber zack, schon ist es wieder verschwunden. Dich jedenfalls werde ich mit Zwiebeln und Kraut auf einer Semmel verspeisen.“ – “Das ist ja unerhört”, war das Letzte, was man von Armin hörte; dann ertönte nur noch ein grässliches Schmatzen, schließlich ein langgezogener Rülpser; dann war es unheimlich still …….
Seitdem hat niemand mehr von diesem Armin Konfusius etwas gehört. Und die CDU hatte schnell einen imponierenden Kanzlerkandidaten.

Markus Söder schwer erkrankt?

Gestern eine Tagesschau ohne, ohne, ohne Markus Söder!!!!
Was um Himmels willen ist da passiert? Markus Söder beim Sturm auf das Capitol verletzt? Hat er schon wieder die Maske gegen Covid falsch aufgesetzt?
Wir starrten fassungslos auf den Bildschirm, selbst beim „brennpunkt“ kein Markus Söder! Ja, Herrgott noch einmal, ist das schon das Ende? Hilft  nur noch Beten?

Vision

Berge zerschmelzen
Augen springen
aus den Höhlen
Und in den blutigen
Sälen der Hospitäler
erhebt sich
ein Jammern und Stöhnen
Brücken stürzen ein
Kathedralen bersten
Wogen türmen sich
zu riesenhaften Höhen
Zu Salz erstarrt
sind Priester
Pest metzelt
Vom Himmel fallen
krächzend Krähen
Leichen türmen sich
Bäume brennen
Felder dorren
Sturm zerfetzt
Häuser versinken
Covid giftet
Die Mutter kreischt
Das Kind krümmt sich
und zuckt im Leibe
Der Himmel lodert
Und da, da, ja da
kommt auch noch
Markus Söder