Irgendwann fällt der Vorhang

Das Bühnenbild ist karg. Eigentlich ist da gar nichts. Nur drei Haufen mit Autoteilen liegen da herum. Aha, wahrscheinliche eine moderne Adaption von irgendwas Altem. Sophokles? Aischylos? Aber auch der Zuschauerraum ist eher leer. Nanu? Kein Castorp? Dann betritt eine unbekleidete junge Frau die Bühne. Doch Castorp? Nein, Zuschauerraum zu leer. Die Nackte beginnt lauter Purzelbäume zu schlagen. Geiles Theater. Warum ist es so leer? „Europa“ heißt das Stück. Das heißt gar nichts.
Da betritt ein junger Mann die Bühne. Er blickt wütend in den Zuschauerraum. Die Nackte scheint er nicht zu bemerken. Was ist mit dem los? Er tritt an die Rampe und brüllt seinen Namen. „Ich heiße Giovanni!“ Aha, freuen sich die wenigen Zuschauer: „Das ist wahrscheinlich der Bruder von der Nackten. Sie heißt Europa, er heißt Giovanni. Beides Italiener. Gleich wird er sich über sie her machen. Es geht bestimmt um Inzest. Oh, je, so ein Sodom und Ghomorra! Spannend!“
Aber statt dessen erscheint nur ein weiterer junger Mann die Bühne. “Noch einer? Schon wieder so eine Orgie? Langweilig!” Enttäuschung greift um sich. Oder wird es doch eher ein Gedankendrama? Hoffentlich macht der Regisseur den gedanklichen Gehalt auch recht deutlich! Es ist so unbefriedigend, wenn man nach Hause geht und nicht weiß, wie das ganze zu deuten ist.
Auch der zweite junge Mann tritt an die Rampe, guckt verzweifelt und brüllt seinen Namen. Er heißt aber nicht etwa auch Giovanni, sondern Jean. „Ich heiße Jean!“ Eine Dreiecksbeziehung? Die Nackte schlägt ununterbrochen Purzelbäume. Ganz schön anstrengend. Ob sie gut bezahlt wird? Alle drei reden nicht mit einander. Keiner von beiden würdigt die Nackte eines Blickes. Das ist sehr verwunderlich, finden die Zuschauer.[htsP anchor_text=”Weiterlesen”]
Da kommt noch einer auf die Bühne; er sieht auch eher unfroh aus. Mürrisch tritt er an die Rampe und sagt: „Ich heiße Johannes.“ Aha, dann kann es ja losgehen. Tatsächlich geht er zu dem rechten Haufen mit den Autoteilen und beginnt sie zusammenzusetzen. Sehr spannend! Die Zuschauer klatschen Beifall. Die nackte Turnerin verbeugt sich gerührt. Der Applaus wird noch stärker. Johannes weist Europa zurück auf ihren Platz im Hintergrund. Aus dem Zuschauerraum erklingt ein leises Murren. Johannes setzt zu einer Rede an. Er schimpft: „Beachten Sie diese Frau nicht! Es geht um mich. Ich arbeite hier, setzte Autoteile zusammen, bin abends müde und kaputt und bekomme am Ende so wenig dafür bezahlt, dass ich mir kaum etwas leisten kann und befürchte, später einmal von meiner Rente kaum leben zu können.“ Kaum hat er seine Rede beendet ertönt von den beiden anderen jungen Männern ein so grässliches Stöhnen, dass einigen Zuschauern vor Schreck ein paar Tropfen in die Hose abgehen. „Meinetwegen auch politisch, gerne auch Gebrüll, aber bitte nicht so naturalistisch“, murmeln sie. „Wir wollen unterhalten werden.“
Giovanni und Jean gehen auf einander zu, fassen sich bei den Händen und verkünden, als wären sie der Chor in einem antiken Drama: „Auch wir, wir setzten einst in gar nicht allzu fernen Zeiten zusammen Autoteile, bis wir müde waren und kaputt. Gut verdienten wir und konnten viele Dinge kaufen, Kühlschränke und auch Waschmaschinen. Und wir hatten große Freude. Und jene, die den Kühlschrank und die Waschmaschine bauten, verspürten gleiche Freude auch. Die Götter aber waren unserm Glück nicht hold: Europa sandten sie, von schöner Form, oh ja. Doch Finstres tat sie unsern Völkern! Mit gleicher Münze zahlen sollten wir, egal in welchem Lande!“
Da tritt Johannes vor und unterbricht die beiden: „Hört mal, ihr seid Arbeiter – was redet ihr so geschwollen daher?“ Leises zustimmendes Gemurmel erhebt sich im Zuschauerraum: „Allerdings. Ganz meine Meinung!“ Johannes fährt fort: „Es ist doch eine feine Sache, wenn man überall in Europa mit der gleichen Währung bezahlen kann! Was habt ihr für Probleme?“ Jean löst sich von Giovanni und geht auf Johannes zu, fasst ihn freundschaftlich an der Schulter: „Wir sind beide Arbeiter, gehören zur selben Klasse.“ Im Hintergrund spielt eine Geige leicht verzerrt die „Internationale“. Eine Stimme aus dem Zuschauerraum ruft dazwischen: „Ach, immer das gleiche Geseire! Es gibt keine Klassen!” Eine anderen Stimme tönt: “Neidkultur. Die Verbreitung solchen Unsinns wird staatlich subventioniert. Das Stück gehört abgesetzt. Ich gehe unter Protest. Jawohl, unter Protest.” Man hört ihn, wie er sich schimpfend entfernt: “Das ist ja hier der reinste Stalinismus. “ Jean lässt sich nicht stören: „Du bist unser Problem, denn du verdienst zu wenig.“ Johannes blickt verständnislos auf Giovanni. Jean nimmt Johannes in den Arm. Ein Zuschauer ruft: „Auch das noch!“
„Wenn sie dir so wenig Geld zahlen, dann verkaufen die Herren der Unternehmen ihre Autos billiger als unsere Herren unsere Autos. Dann kauft keiner unsere teuren Autos, und wir werden arbeitslos.“ An einem unsichtbaren Drahtseil schwebt ein kleiner Schäuble herunter auf die Bühne. Er spielt auf einer Lyra und flötet: „Dann sollen die Länder einfach ihre Währung abwerten und schwupps sind ihre Autos billiger.“ Aus dem Lautsprecher ertönt eine wütende Stimme: „Halt ein, oh, Schäuble, du weißt es besser. Wir haben alle eine Währung nur.“ – „Ach, ja, stimmt ja. Habe ich glatt vergessen.“ Das Drahtseil öffnet seine Öse und der kleine Schäuble landet hart, aber heiter auf dem Bühnenboden. Im gleichen Moment tänzelt auf Spitzen in einem bezaubernden Tutu  Angela Merkel auf die Bühne und ruft nach einem sehenswerten Pas de Chat: „Es lebe die Industrie. Wir sind stolz auf uns: Exportweltmeister! Unsere Autos sind die besten. Ihr Franzosen solltest auch eure Löhne senken. Dafür sorgt mein Freund der Emmanuel Macron ja gerade. Wir exportieren nicht nur Autos, sondern auch Ideen: Man muss nur dafür sorgen, dass die Unternehmer freie Hand haben, dann regelt der Markt alles. Wenn der Unternehmer seinen Leuten weniger Lohn zahlt, kann er auch mehr einstellen.“ –  “Nun wir es politisch; wie langweilig!” flüstert ein junger Mann in Reihe zehn seiner Nachbarin ins Ohr.
Jean und Giovanni machen einen Freudensprung, geraten dabei aber an einander und stürzen zu Boden. Jean schlägt sich an seinen Kopf, dann schlägt er an den Giovannis: „Sollen denn überall die Löhne gesenkt und immer weiter gesenkt werden? Warum erhöht ihr nicht einfach in Deutschland die Löhne, so dass wir alle in etwa gleich gut verdienen und später die deutschen Arbeiter auch von der Rente leben können?“
Da gesellt sich, aus dem Bühnendunkel kommend,ein rundlicher Gnom zum kleinen Schäuble. Sie fassen sich liebevoll an den Händen. Sie strahlen, scheinen berauscht. Dann prusten sie los, halten sie sich plötzlich die Bäuche vor Lachen: „Ihr Narren! Ist die Arbeit teurer, stellen die Unternehmer eben weniger Arbeitskräfte ein. Das ist das Gesetz des Marktes. Hört ihr: das Gesetz des Marktes!“
Da gehen im Saal und auf der Bühne alle Lichter aus, und ein ohrenbetäubendes Donnern setzt ein. Dann ist einen Augenblick Stille. Auch das Publikum ist ganz still. Nur eine leise Stimme hört man: “Oh, je!” Endlich erhebt sich eine gewaltige Stimme: „Ihr wollt eine Regierung sein? Warum schafft ihr keine Arbeit? Nehmt ihr nicht Steuern ein? Was versteht ihr unter Regieren? Ihr tut nichts, weil ihr überall unveränderliche Gesetze seht. Was macht ihr mit dem Geld, das ihr einnehmt? Gebt das Geld aus: Es gibt viel zu tun, Schulen, Straßen, marode Brücken, erschwingliche Wohnungen usw. usw. Ihr tut nichts und nennt euch Politiker? Nullen seid ihr, schwarze, graue Nullen!“
Nachdem das Licht wieder angegangen ist, sieht man kurz Europa und Frau Merkel einen Pas de deux tanzen. Das Publikum klatscht. Frau Merkel, nun offenbar am Drahtseil befestigt, entschwindet in höhere Gefilde. Björn Höcke und Jörg Meuthen stürmen die Bühne, grölen: „Schluss! Aus!“ und verjagen, mit großen Knüppeln bewaffnet, alle von der Bühne. Der Vorhang fällt. Es wird wieder finster.
Das Publikum stellt sich in Viererreihen auf und verlässt zu den Klängen des Badenweiler Marsches zack-zack das Theater.[/htsP]

Es ist so aaaanstrengend!

In der ziemlich vollen S-Bahn war gerade noch ein Platz frei, naja, frei war er insofern nicht, als eine an sich schon etwas füllige junge Frau ihre Einkaufstasche auf den Sitz neben sich gestellt hatte. Als ich jedoch Anstalten machte, mich darauf zu setzen, erntete ich zwar einen wütenden Blick, der Platz wurde aber frei geräumt. Dann verschwand sie hinter ihrer Bild-Zeitung, und ich konnte nur noch ihre kurzen, aber fülligen nackten Beine sehen. Sie las gerade auf der Sportseite von irgendwelchen Weltmeisterschaften im Hochsprung, die eine schlanke langbeinige Deutsche gewonnen hatte. „Wir sind Weltmeister!“ Triumphierend schweifte ihr Blick durch den Waggon. Dann vertiefte sie sich wieder in „ihre“ Zeitung. Und obwohl ihr Mario Barth und Chris Tall vertrauter sind als Sigmar Gabriel oder Peter Altmaier, schnalzte sie vor Vergnügen so heftig mit der Zunge, dass ihr fast das Kaugummi aus dem Mund schnellte, als sie las, dass „wir“ auch Exportweltmeister sind. Das ist ihr nämlich jedes Mal eine große Freude. Denn darum sind „wir“ reich, obwohl sie mit dem, was sie verdient, nur so gerade über die Runden kommt. Denn „wir“ sind dann natürlich fleißig und intelligent, alle anderen dagegen faul und doof. Darum müssen wir reich und die arm bleiben. So ist es ja nur gerecht. Sonst wären ja die anderen Weltmeister, oder nicht? Die geistig zurückgebliebenen Schwarzen und die Griechen usw.
Doch plötzlich hörte sie einen lautes Singen wie von tausend Chören und die S-Bahn hob sich von den Gleisen und schwebte schwerelos in den Lüften und eine leuchtende Gestalt, ein „Es“, halb Sarah Wagenknecht, halb Immanuel Kant, senkte sich herab zu ihr und die Chöre verstummten und das „Es“ sprach also:[htsP anchor_text = “Weiterlesen”]
„Chantal, höre, was ich dir verkünde. Nutze deinen Verstand, den der Herr dir gegeben, und wehre dem Trug der BILD-Zeitung. Lausche meiner Stimme, denn ich spreche zu dir nur dies einzige Mal. Sage mir: Wenn es Exportweltmeister gibt, muss es dann nicht auch Importweltmeister geben? Ist es nicht so, dass, wenn auf der einen Seite ein Überschuss entsteht, auf der anderen sein muss ein Mangel? Kaufest du etwas, hast du nicht, wenn du hernach dein Geld zählest, weniger? Verkaufest du aber etwas, siehe, dann hast du nach dem Kauf mehr Geld. Wenn aber einer seine Ware zu besserem Preise verkaufen kann, weil seine Leute sie für wenig Geld gefertiget, kann er sie dann nicht zu besserem Preise verkaufen als der, der seinen Leuten mehr Geld gibt? Und meinest du nicht, dass auch du einen Lohn verdient hättest, der höher wäre als der deinige? Lass also ab von deinem Weltmeisterstolz! Und bedenke auch: Wenn einer arm ist und hat nichts, wie soll er dann etwas verkaufen? Ist er darob dumm und faul?“
Wieder setzte der Gesang ein wie von tausend Chören. Die Gestalt aber hob den Arm zum Gruße, und während der Gesang immer leiser wurde, verblasste sie und löste sich schließlich ganz auf.
Einen Augenblick lang hatte auch die Chantal Gerufene die Zeitung sinken lassen und  offenen Mundes ins scheinbar Leere gestarrt. Ich glaube, nur wir beide waren Zeugen des wunderbaren Geschehens geworden. Oder war nur ich es allein? Denn schon wandte sie sich wieder ihrer Bild-Zeitung zu.
Sie las vom Leben der Aristokratie, von ihren Parties, ihren Brillanten, ihren exquisiten Autos und Kleidern, den Zweitwohnsitzen in Saint-Tropez und auf Sylt, und sie träumte, dass sie am festlich gedeckten Tisch des Drei-Sterne-Restaurants im tief ausgeschnittenen Abendkleid dem Industriemagnaten Heribald Ehrenfried Freiherr von Bockelbrink mit Ihrem Glas voll sündhaft teurem Champagner zuprosten würde. Und sie las voll Neid von den cleveren Reichen, die die Steuern so listig zu vermeiden und damit ihren Reichtum zu bewahren wissen. Denn durch Steuern werden wir ärmer, und das ist nicht schön.
Erneut aber ertönten die Gesänge, doch diesmal viel lauter als vorher, so dass es kaum zu ertragen war. Der Zug hob sich zunächst sanft, dann immer schneller. Und wieder verstummten plötzlich die Gesänge und wieder erschien das „Es“ und sprach mit donnernder Stimme zu Chantal: „Chantal, du bist störrisch wie der Esel. Mahnte ich dich nicht, deinen Verstand zu nutzen? Auch versprach ich, nur ein einziges Mal dich aufzusuchen. Doch nun gebietet mein Zorn mir, meine Rede ein zweites Mal an dich zu richten. Hörest du aber wieder nicht, so möge dieser Zug entgleisen! Lass dir also sagen: Nimmt der Staat weniger Steuern ein, kann er weniger Geld ausgeben. Du verstehst? Wenn der Staat die Steuern und seine Ausgaben senkt, müssen die Bürger die eingesparten staatlichen Ausgaben aus eigener Tasche zahlen. Hörest du? Ich sage es noch einmal: Wenn der Staat seine Einnahmen – durch die Steuerflucht der Reichen – mindert, muss er den Beitrag der Armen vermehren. Sei taub gegen die Sirenengesänge der Mächtigen. Bedenke – du kennst das Monopoly-Spiel -, es gewinnt der immer mehr, der schon am meisten hat.“
Während die Erscheinung sich wieder auflöste und die S-Bahn im Begriff war, in die nächste Station einzufahren, saß die Chantal Gerufene wieder eine Zeitlang mit offenem Mund da. Dann hörte ich sie leise murmeln: „Verdammt, ich will sowas nicht hören. Es ist so aaanstrengend!“ ((Denken, so sagt der Hirnforscher, sei anstrengend. Der Mensch ist aber bequem. „Es ist so bequem, unmündig zu sein”, sagte schon Kant.))
Da bremste die Bahn kurz vor der Einfahrt so heftig, dass einige Fahrgäste von ihren Sitzen geschleudert wurden. Kurz darauf erfolgte eine Durchsage; es habe eine Notbremsung gegeben, da sich eine bahnfremde Person unbestimmten Geschlechts auf den Gleisen befunden habe. Man hoffe die Fahrt in Bälde fortsetzen zu können.
Von einer Entgleisung war keine Rede.[/htsP]

Die Doofen

Die Archäologen bohren tief, tiefer, immer tiefer. Irgendwo muss sie doch sein, die Urteilskraft. Doch sie finden nur eitle Pappgesichter. Wie sie heißen? Weiß nicht, es gibt ja so schrecklich viele. Vielleicht Markus Nuhr, Dieter Lanz, Hubertus Schöneberger, Barbara Meyer-Burckhardt, Günter Pilawa, Jörg Jauch, Franz Ibrahimovic, Zlatan Beckenbauer usw. usw.? Die Archäologen bohren und bohren: Wohin ist sie versunken, die Urteilskraft?
Es gibt Exportweltmeister und dem entsprechend natürlich auch Importweltmeister. Denn wenn man exportiert, dann muss es jemanden geben, der importiert. Wer mehr importiert als exportiert, muss dafür zahlen und zahlen und zahlen. Wenn er nicht zahlt, wird der Exportweltmeister aber ganz böse! So treibt der Exportweltmeister den Importweltmeister in ein Pleiteloch und schimpft auf den Importweltmeister, weil der seine Schulden nicht zahlt, es nicht kann oder, wie der Exportweltmeister sagt, nicht “will”. Am Ende liegen dann beide Weltmeister auf dem Bauch und heulen und heulen.
Es gibt Menschen, die wollen keinen Atomkrieg, denn ein Atomkrieg wäre ganz einfach weniger schön als kein Atomkrieg. Und daher wollen sie, dass möglichst wenige Regierungen mit Atomwaffen spielen können. Unsere Bundesregierung aber, die über vertragliche Mitspracherechte verfügt, hat nichts dagegen, dass EON, RWE die britische und niederländische Regierung Anteile an der Urananreicherungsfirma Urenco meistbietend – eine Eingrenzung potenzieller Käufer ist nicht vorgesehen – verkaufen wollen, so dass die Atomwaffentechnologie weiter verbreitet werden wird. So ein schlauer Verkauf bringt nämlich Geld. Das nennt man Wirtschaftskompetenz.[dropdown_box]
Es gibt Straßen und Brücken und Schulen, die immer mehr verwahrlosen, und es gibt niedrige Zinsen, und es gibt die Null bei der Haushaltsneuverschuldung. Und irgendwann gibt es gewiss auch wieder höhere Zinsen. Und vielleicht gibt es ja dann die Straßen und Brücken und Schulen, für die man Geld ausgeben hätte sollen, gar nicht mehr, weil die in sich zusammengefallen sind oder weil es einen Atomkrieg gab. Das nennt man dann Schläue oder eben Wirtschaftskompetenz.
Es gibt Menschen, die glauben, dass es Frankreich miserabel geht und sein Präsident Hollande ganz schlimme Sachen macht[ref]Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman glaubt das nicht. Und Heiner Flassbeck glaubt das auch nicht. Aber inzwischen glaubt das auch Hollande, weil ihm das fast alle vorsagen.[/ref], indem Hollande zu zögerlich die Arbeitszeit verlängert und nicht sofort alles privatisiert, wie es ihm u.a. sein Berater aus Deutschland, Herr Hartz, rät, damit er als zweiter Schröder/Blair in die Geschichte eingeht, und diese Menschen wollen auch, dass man den Griechen endlich mal die Ohren lang zieht, zumal wenn sie, wie es in den Medien heißt, mit einer “linkspopulistischen”, d.h. einer möglicherweise nicht von den Interessen der Großkonzerne geleiteten Partei, sympathisieren und damit die Pläne aller gutmeinenden Pappgesichter behindern.
Es gibt Menschen, die waren früher mal naiv, d.h. links, und sind dann weise geworden und bekennen sich ohne Scham zu Merkels Politik. Das hat wahrscheinlich auch etwas mit ihrem Einkommen zu tun. Denn wer zwar relativ wenig Verstand, aber relativ viel Einkommen hat, der muss auch relativ mehr Geld ans Finanzamt abführen als der, der kein Einkommen hat, was jener aufgrund des mangelnden Verstandes als ungerecht empfindet, weil man, wie doch jeder vernünftige Mensch eigentlich wissen müsste, ja nie genug Geld haben kann.
„Die Doofen“ – das ist mal ein schöner Titel für einen Blogeintrag. Müsste man nicht die Zeitvergeudung fürchten, so wäre er hundertmal so lang geworden.[/dropdown_box]