Sie soll den Gräfin Gedönshoff-Preis für scharfsinnigen Journalismus erhalten, denn Christiane Hoffmann vom SPIEGEL ist eine hervorragende Vertreterin politisch-analytischen Feinsinns, den sie bereits beim genialischen Markus Lanz, bei Frank Plasberg oder im ARD-Presseclub zeigen durfte und nun erneut als Gast bei Anne Will. Ihr Gabe für subtile Differenzierungen ließ sie am Sonntag (21.1.18) bei Anne Will den Befürwortern der „Groko“ in der SPD Rationalität und den Gegnern Emotionalität zusprechen. Ihre eigene Meinung zur „Groko“ ist von kristallener Vernunft geprägt: Eine große Koalition sei einfach unmodern, „anachronistisch“; sie passe nicht mehr in die Zeit.
Nein, nein, nein, das ist nicht nur schwachsinniges Gelaber, wie man es sonst in Zeitschriften wie “Petra” unter dem Titel “Die neusten Trends” findet, sondern Ergebnis scharfer Analyse. Und Hoffmann überzeugt, zumal sie diese – irgendwie sensationelle – These zudem damit begründet, dass es ein Bedürfnis nach Aufbruch, nach Neuanfang gebe, dass es einen Generationswechsel brauche. Das klingt nicht nur toll, das ist, wie man sofort erkennt, ein denkerischer Kraftakt, um den sie ihre Kollegen beneiden. Und während sich die Alten verhärmt in ihre Seniorenresidenzen zurückziehen, dürfen sich alle jungen Leute freuen – bis zu welchem Alter? -, und zwar – ist das nicht schön? – unabhängig von jeglicher politischer Couleur. Hast du es vernommen, Beatrix Amelie Ehrengard Eilika von Storch, geborene Herzogin von Oldenburg, von der AfD? Die Seherin Frau Hoffmann überblickt alles von einer höheren Warte aus, auch wenn sie von einer niederen Warte her in Jamaika durchaus so einen Aufbruch gesehen hätte. Aber da springt auch schon der erste auf und jubiliert: Was? Jung und smart? Neuanfang? Ja, wer, wenn nicht ich, Christian Lindner, und das dynamische Erneuerungsprogramm der FDP verkörpert den radikalen Neuanfang?! Nicht mehr immer nur „Brosamen für die Mittelschicht“, sondern ein Füllhorn für Mittel- und Oberschicht! Nicht mehr die sozialen Unterschiede einebnen, sondern fördern! Den Staat abschaffen, nicht immer bremsen, mehr Eigenverantwortung – für die Großunternehmen -, nicht mehr den Bürger erziehen, sondern freie Fahrt für freie Bürger! Christiane Hoffmann lächelt weise.
Sie ist so frei
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