Stahlknecht

Es gab einmal ein „Drittes Reich“, einen Mussolini, einen Franco, einen Papadopoulos usw. Tempi passati! Demokraten hatten sich überall eingeschlichen. Sie werden allerdings jetzt weltweit heftig bekämpft. Es gibt sie trotzdem noch – auch in vielen Demokratien. Es gibt sie sogar in Groß Britannien, ja, in Polen; selbst in Ungarn gibt es angeblich immer noch welche.
Man findet sie in der Bundesrepublik – in vielen Parteien, teils auch in der CDU. Doch es gibt ein kleines von unbeugsamen CDU-Kriegern bewohntes Bundesland, das nicht aufhört, den Eindringlingen Widerstand zu leisten. Hier, im kleinen Sachsen-Anhalt, sitzt die wahre, die ursprüngliche CDU. Hier hält man fest an den alten Sitten und Bräuchen, denkt sehnsüchtig zurück an die CDU Konrad Adenauers, der als erster CDU-Kanzler einen Autor der NS-Judengesetze, Hans Globke, zu seinem Staatssekretär erwählen konnte, ohne dass es zu größerer Empörung kam, und der auch keine Berührungsängste hatte, sich mit den Nazis des „Bundes der Heimatvertriebenen und Entrechteten“ (BHE) sowie der einst von Nazis durchsetzten DP und FDP zusammenzutun, und der ein regierungstreues Fernsehen gründen wollte, was jedoch zum Leidwesen seiner Parteifreunde die Verfassungsrichter verhindert haben. In den USA gibt es auch Anhänger einer Demokratie, aber die Medien gehören fast alle privaten Eigentümern, und sie können daher unverfroren den größten Schwachsinn, den ein Antidemokrat ihnen vorlügt, für Realität ausgeben. Solche Verhältnisse wünschen sich alle, die die Demokratie bekämpfen. Wie Adenauers CDU ist auch die CDU von Sachsen-Anhalt den Nazis und Rechtsaußen in Gestalt der AfD sehr wohlgesonnen, und auch sie kann nicht leiden, wenn im Fernsehen manchmal etwas gesagt wird, was nicht ihrer Meinung oder der von Markus Söder oder Markus Lanz oder usw. usw. entspricht.
Sie hatten aber einen Vorsitzenden, der heißt nicht Eisenbart, sondern Stahlknecht, und er trägt diesen Namen zurecht, denn er fürchtet keinen Demokraten. Er ist ein wilder Mann, dem man mit Moral, nicht kommen darf und der vermutlich sogar die BILD-Zeitung für ein linksradikales Kampfblatt hält [Für Ulf Poschardt, den Chefredakteur der „Welt“, sind die BILD-Redakeure übrigens „echte Liberale“.]. So verkörpert für ihn auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk das Böse, dem er mutig sein Schwert entgegenschleudert. Scharfsinnig und listig formuliert er seinen Angriff: „Die Öffentlich-Rechtlichen berichten gelegentlich nicht auf Augenhöhe, sondern mit dem erhobenen Zeigefinger der Moralisierung.“ So sagt er etwas sibyllinisch zur Begründung seiner Ablehnung der Gebührenerhöhung. (Er meint offenbar, dass Moral im freien Markt „gelegentlich“ ein Spielverderber ist, weil sie die Gewinnmaximierung auf Kosten der Menschen stört. Wer mit moralischen Einwänden den freien Markt und die Kapitalkonzentration in den Händen weniger kritisiert, schränkt, wie jeder Christian Lindner weiß, böswillig die Freiheit der Leistungsträger ein.) Darum sollte man den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht finanzieren, wenn er tatsächlich vereinzelt Meinungen diskutiert, die nicht mit denen eines Stahlknechts übereinstimmen. (Aus ähnlichen Gründen und mit gleichen Mitteln versucht Boris Johnson in Groß Britannien die BBC niederzumachen.) Der selige Franz-Josef Strauß pflegte seine Untertanen im Bayernland in solchen Fällen dadurch vor ihm nicht genehmen Meinungen zu schützen, dass er Bayern aus dem Programm ausschaltete. Und die CDUnahen Leiter des ZDF gründeten Gerhard Löwenthals „ZDF-Magazin“, eine Art westdeutschen „Schwarzen Kanal“ als Gegengewicht gegen kritische, d.h. moralisierende, Politmagazine, wie z:B. die Panorama-Sendungen von Gert von Paczensky und Rüdiger Proske.
In Polen, wo die Regierung das Fernsehen übernommen und alle kritischen Journalisten rausgeworfen hat, kauft der Staat momentan auch die Zeitungen auf – der staatliche Ölkonzern Orlen (Star-Tankstellen) hat gerade die Polska Press (20 der 24 existierenden Regionalzeitungen, 150 lokale Wochenblätter. rund 500 Internetportale) gekauft.[Auf die Frage, was der Konzern mit den Zeitungen wolle, antwortete er, dass sein Ziel lediglich sei, den Verkauf von Kraftstoffen zu steigern.] So muss es gehen, wenn BILD-Zeitung oder Fox-News nicht reichen.
Der CDU-Generalsekretär in Sachsen-Anhalt heißt nicht Eisenherz, sondern Schulze. Er hat vermutlich keine Probleme mit der BILD-Zeitung. Aber ihm fremde Meinungen möchte auch er gerne zum Verstummen bringen. Er hat sich auf Twitter z.B. über ein satirisches Video des öffentlich-rechtlichen Jugendangebots Funk zur Polizeigewalt sehr erbost und erklärt, dass die CDU unter anderem deshalb die Beitragserhöhung stoppen werde. Wer aber behauptet, wie der Journalistenverband DJV, die wackeren CDU-Krieger aus dem kleinen Sachsen-Anhalt würden mit ihrer „unverhohlenen Drohung“ suggerieren, dass unerwünschte Inhalte zu Geldkürzungen führten, sollte sich in Acht nehmen und Sachsen-Anhalt meiden. Der Sachsen-Anhalter hält ohnehin fast alle Journalisten – außer denen von der BILD-Zeitung – für gefährliche Ganoven. Wer daher wie DJV-Landeschef Uwe Gajowski behauptet, dass eine solche Erpressung gegen die gesetzlich garantierte Rundfunkfreiheit verstoße, sollte Sachsen-Anhalt möglichst nur unter falschem Namen bereisen. Denn da kann der Sachsen-Anhalter, wie man weiß,  schon auch mal sehr ungehalten sein und zum Knüppel greifen.
Dass sich nun auch noch rein zufällig eine Übereinstimmung der CDU mit den Nazis und Rechtsaußen von der AfD ergibt, ist einerseits zwar schön, weil man damit im Landtag eine Zustimmung zu der Gebührenerhöhung um 86 Cent verhindern kann, andererseits auch wiederum nicht so schön, weil in der Öffentlichkeit – auch unter den Demokraten in der CDU – viel rumgenörgelt wird, wenn man sich mit der AfD zusammentut und ihr dadurch den Anschein von demokratischer Seriosität verleiht. Immerhin können die Stahlknechts und Schulzes den feindlich gesinnten Demokraten entgegenhalten, dass sie die Demokratie ja gar nicht bekämpfen würden, dass man unter Demokratie ja sehr viel verstehen kann. Sie wollten eben nur das Nationale und das Soziale zum Nationalsozialen vereinigen – man darf das ja nicht allein der AfD überlassen. Außerdem gebe es ja auch für sie akzeptable Spielarten der Demokratie , wie z.B. die auch bei Markus Söder und seiner CSU so beliebte libertäre Demokratie von Viktor Orban.

Himmel!

Lass Hirn vom Himmel regnen! Aber mach mich nicht nass!
„In der FDP ist viel von Intelligenz die Rede.“1
Obwohl das doch ein Fremdwort ist.
Der große Vorsitzende Lindner wünscht „intelligente“ Öffnungsstrategien. Und vom Thüringer FDP-Vorsitzenden Kemmerich fordern Parteikollegen, er solle sein „Hirn einschalten“. Ach, ach! Als wenn das so einfach wäre! Woher nehmen? Und wäre das nicht überhaupt ziemlich gefährlich – auch für die Partei? Was wäre, wenn plötzlich auch die BILD oder die AfD intelligent sein wollten?
Kemmerich, einziger legitimer Ministerpräsident von Thüringen – so stellten ihn seine Freunde von der AfD auf der Anti-Corona-Maßnahmen-Demo vor –, hatte auf der Demo konsequent mit Rechtsradikalen gegen die harten Auflagen demonstriert. Er hatte wohl auch gemeint, damit auf dem Kurs von Lindner zu liegen. Die unerwartete Kritik an seiner Hirnlosigkeit hat ihn dann aber hart getroffen. Sie diskreditiere, so schreibt er empört, „die Arbeit des gesamten Landesverbandes in den letzten 30 Jahren“. Ja, diskreditiert sie womöglich die gesamte FDP, die FDPTradition Werner Naumanns, Ernst Achenbachs, Erich Mendes?2 Und das alles nur, weil Kemmerich und die Seinen nicht so feige wie alle Welt sind und sich nicht vor diesem lächerlich kleinen Virus fürchten. Kemmerisch ist sich wenigstens sicher, dass er noch keinem einzigen dieser Angstmacher von Angesicht zu Angesicht begegnet ist.
Ach, was, Intelligenz … Neumodisches Zeugs! Ging doch auch sonst ohne.

Barbarabarabara

Es gibt die Bunte und das Goldene Blatt, es gibt die Neue Post und die Neue Welt, das Neue Blatt und die Aktuelle, es gibt Brigitte, Barbara, Bella, Donna, Laura, Gala, Lisa, Petra, Tina und Corona.
Und es gibt BILD.
Außerdem gibt es tolle Journalisten. Manche sind so gut, dass sie für alle Blätter schreiben können, z.B. Nikolaus Blome, der beim Spiegel arbeitete und arbeitet und als stellvertretender Chefredakteur bei BILD. Er könnte sicher auch bei Focus arbeiten und für den Stern und für Bella, Donna, Laura, Gala, Lisa, Petra und Tina.
AfD und NPD usw. finden, dass BILD usw. zu links sind, d.h. nicht positiv genug ihnen gegenüber. Sie möchten vor allem das Öffentlich-Rechtliche Fernsehen abschaffen bzw. als Rechte liberal sein und die Menschen von den Fernsehgebühren befreien. Wie bei den Freidemokraten ist die Befreiung ihr ganz großes Ziel: Sie möchten die Menschen überhaupt befreien – von den Steuern und von Einschränkungen wegen Corona.
Die Regierenden brauchen sich um die Presse keine Sorgen zu machen, und sie tun es auch nicht: Ausgerechnet das von Adenauer als Gegenpart zur seiner Meinung nach allzu kritischen ARD gegründete ZDF erlaubt neben Markus Lanz auch ein paar kritische Sendungen, wie „heute show“ oder „Die Anstalt“. Damit alles im Rahmen bleibt, sind allerdings sonstige kritische Beiträge meist auf Minderheitensender, wie Arte, Phoenix. ZDFinfo oder tagesschau 24, verbannt.
Jedenfalls gibt es ja auch noch die Bunte und das Goldene Blatt, es gibt die Neue Post und die Neue Welt, das Neue Blatt, es gibt Brigitte, Barbara, Bella, Donna, Laura, Gala, Lisa, Petra, Tina und Corona.
Und es gibt BILD.
Es liest ohnehin nur jeder achte Jugendliche öfter mal eine Zeitung. Und die Öffentlich-Rechtlichen muss man ja auch nicht sehen.
Und es gibt RTL und RTL II.
„Wie wichtig die Arbeit der Medien ist, wird gerade in der Corona-Krise deutlich […] Es steht viel auf dem Spiel: Vielfalt, Unabhängigkeit, Qualität, Meinungspluralismus.“ 1

Burn out

Ach, du mein lieber Gott!
Du hast wahrlich viel zu tun. Du musst überall Fahnen, Bomben und Raketen weihen und segnen. Schwierig war und ist es immer wieder, die Gebete der verschiedenen Parteien gleichzeitig zu erhören, der Katholiken und Protestanten in Nordirland oder im Dreißigjährigen Krieg, der Schiiten und Sunniten und der IS-Krieger, des Kukluxclans, der Nazis und Faschisten, Hitler, Mussolini, Franco. Du musstest auch Franz-Josef Strauß beistehen, einfach weil er ein Christlich-Sozialer war und es ihn daher natürlich immer nach oben zog. Deshalb heißt auch ein christlicher Flugplatz nach ihm.
Du hast in deiner unendlichen Güte keinen Blitz geschleudert, als Trump, Bolsonaro und Jeanine Anez (»Gott und die Gerechtigkeit werden euch <Morales und seine Anhänger in Bolivien> richten«) bei den Evangelikalen als fromme Christen beteten. Du hast nicht zornig gedonnert, als deine Diener von der Nederduitse Gereformeerde Kerk die Apartheid gerühmt haben und als protestantische und katholische Priester das NS-Regime verherrlicht haben. Und du tolerierst, dass es auch Pastoren und Pfarrer in der AfD gibt.


Und wenn du dich Allah nennst, sorgen deine Diener dafür, dass alle, die nicht dasselbe sagen wie sie, in deinem Namen vergewaltigt, versklavt oder hingemetzelt werden. Und es ist gut so, denn wo kämest du hin, wenn du überall eingreifen wolltest. Weinerliches Klagen, das wusste schon Hiob, trifft bei dir auf taube Ohren.
Du hegst vor allem Groll gegenüber den Gottlosen, denn sie sind wie die wilden Tiere. Weil sie nicht auf der richtigen Seite stehen, auf der Seite der Gewinner, der Mächtigen (cuius regio eius religio), und die werden dann gelyncht, verbrannt, gerädert, gevierteilt. Der Kopf wird den Unfrommen abgeschnitten und freudig vor der Kamera geschwenkt. Von einem barmherzigen Standpunkt aus gesehen kann man das natürlich irgendwie auch nicht so schön finden; aber man wird schließlich nicht Opfer, wenn man sich auf die richtige Seite stellt. Das mussten schon die Hexen und andere Ketzer erkennen. Die richtige Seite ist immer die mit dem meisten Geld. Mit dem Geld kann man einen formidablen Ablasshandel betreiben und z.B. riesige Gebetshäuser bauen, wie den Petersdom oder die al-Haram-Moschee oder … Das Geld muss man natürlich irgendwoher aufbringen, aber man kann es ja den Armen abpressen, denn die sind ganz offensichtlich nicht deine Lieblinge, sonst wären sie ja reich.

Die Nichtsnutze gehören in die Hölle; die anderen werden natürlich alle selig.

Seliger Immobilienhändler mit Blume

Manche meinen, es ginge mit dem Teufel zu. „Tut nichts, der Jude wird verbrannt.“ – Und was ist mit den Schwarzen? den Sinti? den Schwulen?
Ach, du hast eben einfach zu viel zu tun, heute und morgen und immerdar. Amen.

 

 

Racingteam

„Wir werden die anderen vor uns hertreiben“, drohte der Gauleiter vom Gauland. Und Beatrix Amelie Ehrengard Eilika von Storch, geborene Herzogin von Oldenburg, gab durch lautes Kreischen ihre Zustimmung zu erkennen.
„Oh, ja“, riefen darauf begeistert der Horst und der Söderl. „Ein Wettrennen, dös wiad a Gaudi. Oh, ja!“
Die beiden wohnen in einem Land mit vielen tiefen Tälern, in denen die Menschen vor lauter Watzmännern meist nur ein kleines Zipferl vom Himmel sehen. Und weil es eher düster ist, schlagen sie sich auf ihre Hinterteile und schreien laut dazu und stellen viele Marterln, Feldkreuze und an Wegränder und und hängen Kreuze in Amtsstuben, angeblich weil sie glauben, dass der Gottessohn für sie gestorben wäre, woraus sie eine Menge Hoffnung schöpfen. Sie selbst wollen aber um keinen Preis sterben oder Ähnliches. Sie halten vielmehr den Heiligen Martin für total bescheuert, weil der seinen Mantel geteilt und die eine Hälfte einem frierenden Habenichts, womöglich gar einem dunkelhäutigen, gegeben haben soll. Oh, welch ein Tor, denn erstens hat er ja seinen Mantel, der sicher nicht ganz billig war, zerstört, und zweitens konnte er sich dadurch womöglich einen deftigen Schnupfen holen. Das verbietet einem jeder gesunde Egoismus, da kann der Franziskus, der in seinem Palast in Rom lebt, noch soviel heiliges Zeug reden, der damische Uhu.
„Rechts von uns darf es keine andere Partei geben“, hatte einst der feiste Metzgerssohn Franz-Josef gesagt, nach dem sie dann einen Flughafen benannt haben, weil sie meinten, dass er immer so schön Hochfliegendes von sich gegeben habe, wonach sie sich in den tiefen Tälern von ganzer Seele sehnten.
Nun gibt es aber die Partei vom Gauleiter, die ist zwar „demokratisch legitimiert“, aber stinkt trotzdem nach brauner Fäkalie.
„Der will uns vor sich hertreiben? Hoho, das lassen wir nicht zu. Wir sind schnell wie Kruppstahl, nein, wie Windhunde und rennen ieinfach immer neben ihnen her, so dass sie uns gar nimmer nicht überholen können. Hihi, des soll sie damisch ärgern!“ So riefen der Horst und der Söderl im Chor und rasten los wie eine Horde bayrischer Rindviecher.
Aber irgendwann waren der Seehofer und der Söder ganz außer Atem und konnten nicht mehr, und da hat der Seehofer Horst gesagt: Ein zweiter Platz beim Rennen ist auch nicht schlecht.
Und da ist doch einigen glatt ihr Schnupftabak in der Nase stecken geblieben, und nun rinnt ihnen das Wasser aus Augen und Nase.