Rechts, links, egal

manche meinen, lechts und rinks, kann man nicht velwechsern – werch ein illtum![ref]Ernst Jandl „lichtung“[/ref]
Wen meinte Ernst Jandl mit “manche”?
Ach! Nein, nein, nein, nicht schon wieder!!!!!! Wieder Gleichsetzung von links und rechts, es ist eben alles egal. Diesmal ist Nikolaus Piper an der Reihe: „Rechts,links, egal“ lautet seine bereits im Titel hervorgehobene These[ref]”Süddeutsche” vom 27.2.16 [/ref]. Und was haben Rechte und Linke  gemein?
Nein, für die richtige Antwort wird keine Belohnung in Form eines Lamborghini Huracan LP 604-4 ausgesetzt! Die Lösung? Erraten? War leicht? Kein Problem? Klar, Populismus!!!!
Der Untertitel verweist bereits auf das, was der Autor für ein Argument hält: „Populisten mischen in Europa und Amerika das politische System auf.“ Jawohl, alle hinein, in den gleichen Topf, und dann schön umrühren, alles verquirlen, so dass man keine Unterschiede mehr sieht, nur noch Populisten, wohin du blickst. Da man ja nicht weiß, was die eigentlich sind, diese Populisten, lauern sie überall. Aber zum Glück tarnen sie sich vergeblich. Denn es gibt Köpfe wie Nikolaus Piper, und der weiß Bescheid.
Manch einer fragt sich trotzdem: Was ängstigt sie so, diese ganzen Tillichs und Journalisten von der „Süddeutschen“, die mal Hulverscheidt, mal Piper, mal Richter, mal Meier, mal Müller, mal Schulze usw. usw. usw. heißen? Was wollen diese Glaubenseiferer? Wer verfolgt sie?[dropdown_box]
Der Piper – vielleicht kann er ja nicht anders, der arme Piper – wiederholt wörtlich, was seine Kollegen bereits zugestanden haben: Bernie Sanders’ Forderungen „könnten im Programm jeder sozialdemokratischen Partei in Europa stehen.“ Aber es hilft nichts: Alle Linken, sogar Sozialdemokraten, sind Populisten und als solche natürlich genauso schlimm wie die Rechten, die ja auch Populisten sind. Kein Populist ist wohl nur Christian Lindner. Warum sind die Linken, Sanders und alle diese Sozis Populisten? Na, weil sie kein „glaubwürdiges Konzept der Finanzierung“ vorlegen. Es gehe nur gegen die Reichen, die Banken, die Konzerne, TTIP und die Globalisierung, die selbstverständlich ,alternativlos’ ist, oder beim französischen Front National auch gegen die Sparpolitik, die ja immer bei den sozial Schwachen, weil es ja so viele sind, einsetzt. Es ist aber jedem wirtschaftlich kompetenten Journalisten klar, weil das auch in seiner Bibel steht: Der Abstieg der Geringerverdienenden bzw. der unteren Mittelschichten, der bei den Betroffenen Ängste und Zorn auslöst und sie zu den Populisten laufen lässt, darf selbstverständlich nicht in einer Weise bekämpft werden, die dem in ungeheuerlicher Weise auf deren Kosten angehäuften Kapital schaden würde. Das wäre wirtschaftlicher Unverstand und eine entsprechende Forderung selbstredend blanker Populismus.
Und inwiefern sind Linke und Rechte gleich? Weil sie alle die soziale Ungerechtigkeit erkannt haben. Und weil die Rechten – wie einst die Nationalsozialisten – wirtschaftlich auch zu linken Lösungen greifen wollen[ref]Wenn die AfD kein wirtschaftliches Programm hat, macht das ja letztlich auch nichts, weil die Wirtschaft ihnen schon sagen wird, was sie tun sollen.[/ref]. Dass die Rechten aber wie die Nationalsozialisten den altbösen Feind in den nicht zur Nation gehörenden Fremden sehen, dass sie dabei, wie in der Schweizer SVP Christoph Blocher oder bei den Republikanern Donald Trump, Vertreter des Großkapitals sein können, dass Trump das neoliberale Konzept, Steuersenkung um jeden Preis, vertritt, spielt keine Rolle: Rechts, links, egal. Wenn Bernie Sanders feststellt: „Die Wahrheit ist, dass in den vergangenen 40 Jahren die Wall Street und die Klasse der Milliardäre die Regeln manipuliert haben, um Vermögen und Einkommen zu den Reichsten und Mächtigsten in diesem Land umzuverteilen.“ oder “Es ist kalt, es ist kalt, und hier im Senat will man Steuersenkungen für Milliardäre. Was sind das für Prioritäten? Das ist krank”, dann ist das Populismus, denn was tut er anderes als naiv „für alle sozialen Probleme Amerikas Banken und Börsen die Schuld“ zu geben?!
Aber, liebe Pulverhulverpiperrichtermeierschneidermüllerschulzescheidt vom Verein der völlig unpopulistischen Puristen der lieben neuen sozialen und vor allem freien Marktwirtschaft, wer von euch tollen Unpopulen hat „ein glaubwürdiges Konzept“ zu obiger Schuldfrage und vielleicht gar ein Lösungskonzept, das selbstverständlich kostenfrei sein möge? Dass euch nicht warm ums Herz wird, wenn ihr Sanders über die Kälte klagen hört, ist klar. Ihr empört euch nicht über die Fakten, wenn Sanders klagt: “Wir leben im reichsten Land der Erde, aber viele spüren das nicht, weil fast das gesamte Vermögen von einer Handvoll Leute kontrolliert wird,” sondern igr empört euch über den Mann und darüber, dass er so etwas sagt, obwohl ihr doch ganz genau wisst, dass es alternativlos ist. Weil wenn es nicht alternativlos wäre, dann müssten sich die Verhältnisse doch schon lange geändert haben. Wenn Sanders etwas verlangt, was nicht sein kann, dann muss das Populismus sein. Sein Pathos: “Ja, wir trauen uns, euch herauszufordern. Ihr erhaltet keinen Steuerrabatt, ihr verlagert keine Arbeitsplätze ins Ausland, während Arbeiter hier verzweifeln, ihr werdet euer Geld nicht mehr auf den Bermudas verstecken.” lässt euch das kalt. Also kann es doch nur Populismus sein. Aber bitte schenkt uns eine natürlich ganz und gar unpopulistische Antwort: Was tun angesichts der schreienden Ungerechtigkeit, angesichts der sich ständig weitenden Schere zwischen Arm und Reich![ref]Immerhin schreibt Nicolas Richter am 22.8.15: “Zweifellos beschreibt Sanders viele Missstände in Amerika akkurat.Die Kinderarmut, die so verbreitet ist wie in nur wenigen Industrieländern; die Mütter, die gleich nach der Geburt ihrer Kinder zurück ins Büro eilen, weil sie keinen Anspruch auf Mutterschutz haben; die Universitätsabsolventen, die mit hunderttausend Dollar Schulden ins Berufsleben einsteigen; die Millionen Gefängnisinsassen; die Angestellten, die drei Jobs brauchen, um zu überleben, der maßlose Einfluss des großen Geldes auf die Politik.” Als “durchschaubare (?) Polemik” sieht er es jedoch, wenn Sanders resümiert: “Viele der Milliardäre sind auf dem Kriegspfad, sie wollen mehr, mehr, mehr; ihre Gier kennt keine Grenzen.”[/ref]  Es drängt ein wenig, da die Wähler anscheinend dazu neigen, die Antwort auf ihr Problem nicht bei denen zu suchen, die zu ihrem Nutzen wirtschaftlich etwas verändern wollen, sondern bei denen, die an schwammige Ressentiments appellieren. Ach, schon im Voraus freuen sich alle auf eure Antwort, ob Biedermänner oder Brandstifter oder beides, ob „rechts, links, egal“.[/dropdown_box]

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