Nicht – mehr – böse sein!

Kohl war ein Mensch ein heiliger Geist.
Denn
man darf über Tote nur Gutes sagen. Wenn man z.B. in der Zeitung die
Todesanzeigen liest, ist man ganz überrascht, dass es eigentlich nur gute, mitfühlende,
liebevolle Menschen gibt, die man immer und überall vermissen wird. Da kann dann
selbst ein Massenmörder im Nachhinein zum Helden werden, weil er doch sein
Kätzchen „Murkel“ jahrelang so herzlich umsorgte.
Also,
der verstorbene Ex-Kanzler Kohl war in seinem Umgang mit Familie und Freunden eher unvollkommen, und seine Redlichkeit wurde durch die Parteispendenaffäre in Frage gestellt. 16 Jahre an der Spitze der Bundesregierung und bekannt dafür, Probleme auszusitzen. Sein Name wird auf ewig mit güldenen Lettern im Buch der Geschichte verzeichnet sein. Über seinen geistigen Horizont gibt es viele komische Anekdoten, so dass die Titanic in ihrem Nachruf seinen Tod bedauert hat. Das Geschenk der Die deutsche Einheit, durch die von Egon Bahr und Willy Brandt praktizierte Politik des „Wandels durch Annäherung“ vorbereitet, hat er furchtlos anzunehmen gewusst. Dabei hatte er es so eilig, dass die die ostdeutschen Betriebe pleite gingen, dann meist von der Treuhand für ein Butterbrot an die westdeutsche Wirtschaft verschachert wurden und eine industrielle Verödung erfolgte. Die Eile ließ die Kosten für die Vereinigung in die sagenhafte Höhe von 1,5 Billionen öffentlicher Gelder schnellen. Der engagierte Europapolitiker hatte es auch bei der Einführung des Euro eilig. Er verzichtete daher darauf, dass sich die teilnehmenden Staaten wirtschaftlich und finanziell auf einem ähnlichen Niveau befanden, was bis heute dazu führte, dass sich die Schulden bei den wirtschaftlich Schwachen anhäuften, die nicht dazu fähig waren, die Außenwirtschaft durch Veränderung der Wechselkurse attraktiver zu gestalten. Den Atomausstieg fand er allerdings übereilt. Er hat sich selbstlos um die fortschreitende Privatisierung der öffentlichen Medien (pay-TV) verdient gemacht. (Sein Lohn war nach der Kanzlerschaft der Beratervertrag mit Leo Kirch, der ihm 600 000 DM jährlich einbrachte.)
Ganz Oggersheim, aber auch weit darüber hinaus trauert daher tief um einen besonderen Menschen von Gewicht, der im Nachhinein – durch ein Mirakel – ganz vergeistete.

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