Welche Anmaßung liegt darin, gegen die allgemeine Ansicht und Neigung der Welt mit Vernunftgründen zu argumentieren! So ist es mit vollem Recht und gebührender Berücksichtigung der Freiheit der Öffentlichkeit wie der Presse unter Androhung schwerer Strafen (Entzug jedes Schreibwerkzeugs, Abhacken der Finger und Hände, Zunähen des Mundes, Vertomatung der Augen usw.) verboten, gegen die allgemeine Meinung zu schreiben, zu reden, ja zu denken, denn darin erblickt man die Absicht, dem mühevoll erzeugten Willen des Volkes entgegenzutreten, was nicht nur töricht ist, sondern auch einen offensichtlichen Bruch jenes grundlegenden Gesetzes darstellt, nach dem diese Mehrheit der Meinungen die Stimme Gottes ist. Daher muss es gefährlich und unklug erscheinen, in Deutschland gegen die Sparpolitik aufzutreten, sind sich doch nahezu alle Parteien über deren Alternativlosigkeit einig, wie wir aus ihren Handlungen, Reden und Schriften wissen.
Uneinsichtige Menschen gibt es wie Paul Krugman, den Wirtschaftsnobelpreisträger, der behauptet, dass Sparpolitik zwecks Schuldenabbau in eine Krise führen bzw. eine Krise vergrößern könne, und zwar in der Weise, wie es in der Weimarer Republik geschehen ist und mit ebensolchen schlimmen politischen Folgen. Und der auch noch darauf verweist, dass in Griechenland die Sparpolitik die Schulden nicht abgebaut, sondern erheblich vermehrt hat, und zwar von 263 Milliarden (2008) auf 318 Milliarden (2014).
Oder wie Janet Yellen, immerhin Präsidentin des FED (Federal Reserve Board) der USA, die 2009 äußerte, dass das Sparen zwar für Individuen (die schwäbische Hausfrau!) und Firmen hilfreich sei, aber die wirtschaftliche Notlage von Staaten verschlimmere.[dropdown_box]
Oder Thomas Herndon, der nachgewiesen hat, dass die auch von Wolfgang Schäuble zur argumentativen Stützung seines Sparkurses angeführte Rogoff/Reinhardt These fehlerhaft war, nach der eine Schuldengrenze von 90% des Bruttosozialprodukts jedes Wachstum verhindere.
Oder Naomi Klein, die behauptet, dass die Sparpolitik nur dem Ziel diene, den Sozial- bzw. Wohlfahrtsstaat abzubauen und dem Großkapital mit Hilfe der Privatisierungen noch mehr Macht zuzuschanzen, und dass auch TTIP nur diesen Zweck habe.
Oder alle diese Verbohrten,
die behaupten, dass die Griechen genauso hart arbeiten würden wie die Deutschen, wenn nicht härter, und dass sie eine Art Marshall-Plan benötigen, um wieder auf die Beine zu kommen,
und die angesichts der wie in den Dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts wieder aufkommenden faschistischen Bewegungen in Europa eine Abkehr von der Sparpolitik fordern, weil diese nur den ganz wenigen Reichen nütze, aber – wie in Griechenland – zu einer allgemeinen Verelendung führe,
und die angesichts der Erfahrungen in der Nazizeit sich zu der laut geäußerten Ansicht versteigen, dass der Faschismus den Profitinteressen bestimmter Kreise nicht unbedingt abträglich sei.
Ja, gäbe man einigen von diesen Typen Raum, dann würde Leistung nicht mehr zählen. Wer bisher von seinen Kapitaleinkünften lebte, müsste plötzlich arbeiten! Nicht mehr die geringen Einkommen, sondern die großen Einkommen müssten die von der Pleite bedrohten Banken finanzieren! Wertvolle Berater der Regierungen von Deutscher Bank bis Goldman-Sachs müssten ihr Wissen für sich und Christian Lindner behalten. Der Kasinokapitalismus und mit ihm Groß-Britannien und mit ihm ganz Europa und mit ihm die ganze westliche Welt und mit ihr die ganze Welt würde zusammenbrechen!
Darum sei es noch einmal gesagt:
Alle diese Uneinsichtigen sollten Deutschland meiden, denn wir können und wollen nicht für ihre Sicherheit garantieren. Wenn sie eines Tages bewegungslos, weil von lauter BILD-Zeitungen zugekleistert, vor dem Fernseher liegend, sich die gesammelten Kommentare von Ulrich Deppendorf und Sigmund Gottlieb anhören müssen, geschieht es ihnen recht!
Und damit geben wir zurück nach Hamburg, zu Kai Gniffke und der Tagesschau.[/dropdown_box]