Mehr, mehr, mehr!

„Oahh! Ich will mehr, mehr“, rief König Midas, und der Riese Nimmersatt grölte: „Ich will aber noch mehr!“ Und des Fischers hübsche Frau riss die Tür von ihrem „Pisspott“ auf und jubelte: „Oh, du herrlich gewachsener Riese, dich liebe ich, dich will ich heiraten und keinen anderen lieben – allenfalls noch den Midas, obwohl der eine Zahnlücke,  abstehende Ohren und eine schiefe Nase hat.“
Wenn der kleine Fußballer Messi 104 Millionen Dollar im Jahr verdient, hat er zwar sein Auskommen, aber wenn er dann erfährt, dass der Fußballer Ronaldo angeblich sogar auf 105 Millionen kommt, dann nörgelt er und neigt zur Depression. Denn er leidet an sich schon Qualen, weil er gar nicht weiß, wohin mit dem vielen Geld – mit Blattgold überzogene Steaks schmecken, wie er erfahren musste, auch nicht besser – , aber dass dieser Ronaldo noch eine Million mehr einnimmt als er, lässt sein Herz bluten. Er schießt kaum noch Tore – allenfalls den einen oder anderen Elfmeter. Die nichts ahnende Öffentlichkeit rätselt dann über seine Krise. Und Messi bleibt nur noch eines: das Sofa seines teuren Psychiaters – er kostet fast doppelt soviel wie der von Ronaldo.

Dagobert Lindner

Wenn Christian Lindner und die Seinen mit sorgengefalteter Stirn für Big Money, das zumeist ohnehin kaum Steuern bezahlt, Steuersenkungen verlangen unter dem Vorwand, dass die großen Unternehmen dann die vermehrten Einnahmen in vermehrte Produktion investieren, weil sie einfach gar nicht mehr wissen, wohin sie sonst mit dem vielen Geld sollen, freut das die großen Unternehmen, denn Steuersenkungen vermehren das Geld auf ihren Konten.

Die Wirtschaftsführer, die meist weniger sensibel sind als Fußballer, blicken dann selbstverliebt in den Spiegel, grunzen vor Wohlbehagen und spekulieren vergnügt auf den Finanzmärkten, auf dass Macht und Ansehen ins Unermessliche steigen.
Dafür, dass das so bleibt, kämpfen unermüdlich Christian Lindner und sein Verein, die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM):  Gehirnwäsche ist das Mittel der Wahl: immer und  immer wieder nur die gleiche Forderung nach Steuersenkungen.
Steuern sind ja bekanntlich böse, weil sie den Menschen nicht Geld geben, sondern wegnehmen, um mit diesem Geld  Schulen, Krankenhäuser (?), Straßen, Wasserleitungen usw., leider auch Panzer,  zu bauen. Eigentlich sollte ja – das wissen neben Lindner auch die US-Republikaner – gar nicht der Steuerzahler solche Sachen finanzieren, sondern nach Gutdünken und Laune die Großunternehmen mit ihren Spenden, die sie aus dem durch die Steuersenkungen ersparten Kapital leicht finanzieren können, sie aber trotzdem als Wohltäter erscheinen lassen..
Jedenfalls will Big Money More Money und stellt darum gerne auch Lindner und INSM Geld zur Verfügung, damit sie ihnen helfen, noch mehr Geld anzuhäufen. So schaltet z.B. die INSM gerade in den Printmedien ganzseitige Werbung für Steuersenkungen. Geld spielt dabei keine Rolle. Sie wissen ja ohnehin nicht, wohin damit.
Denn selbst die Banken wollen ihr Geld nicht, sondern verlangen Strafzinsen dafür. Zum Investieren haben sie aber trotz billigem Geld einfach keine Lust, dann schon lieber mit dem Geld aus den Steuersenkungen ein paar renommierte Kunstwerke erwerben und damit ordentlich protzen. Mit so einem Kunstwerk erscheint nämlich selbst der Waffenhändler, wie z.B. einst Emil Georg Bührle1, kultiviert.

  1. Bührle, 1890-1956, war ein “skrupelloser Rüstungsindustrieller” der von der NS-Herrschaft als Waffenfabrikant, Zwangsarbeitsgewinnler und Kunstsammler, häufig aus ursprünglich jüdischem Besitz, profitierte. Vgl. Süddeutsche Zeitung 25.2.21 S.10

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