Kunstfälscher sind böse

Gerhard Richter, „der als bedeutendster lebender Maler gilt“ ((SZ 30.12.17)) , fabriziert gelegentlich auch mal Stahlkugeln und macht sie dadurch, dass er sie als seine Werke zu erkennen gibt, zu Kunst.
„Oh“, sagte verzückt Frau Ames zu Herrn Ames. als es bei Sotheby’s eine glänzend polierte Kugel aus Edelstahl zu kaufen gab, „oh, die ist aber schön! So völlig rund und so schön glänzend poliert und ganz aus Stahl! Wie das dieser geniale Richter wieder hingekriegt hat! Donnerwetter!“ Und Herr und Frau Ames kauften „ein Exemplar des Multiples ,Kugel 1′ von 1989“ für 35000 Dollar. Aber es war „gar kein Kunstwerk, sondern einfach nur eine Stahlkugel aus einem Kugellager, wie es in der Industrie Verwendung findet.“ „Der Experte hat sie gewogen, und sie war leichter und etwas kleiner als das Original. Außerdem waren nicht Name, Datum und Nummer eingraviert.“ ((ebd.)) (Er hatte sich eigens für diesen Zweck eine Waage besorgt.) „Scheiße!“ rief da Frau Ames ganz gegen ihre sonst sehr gehobene Redeweise. Und auch Herr Ames fand die Kugel plötzlich gar nicht mehr schön, obwohl es immer noch dieselbe war, rund, stählern und glänzend poliert – und voll mystischer Ausstrahlung.
Uns allen tun die Kunstfreunde Ames Leid, denn sie waren selbstverständlich am Boden zerstört – wegen der 35000 Dollar, aber auch sonst.
Der Kunstexperte meint dazu: „Aus guten Gründern sind Sammler zuweilen unsicher, ob die teuer erstandenen Grafik, die kleine Abstraktion oder die Stahlkugel ihren Preis wert sind.“
Ach, lieber Herr Kunstexperte, was meinen Sie mit „ihren Preis wert“? Ist der Wert mit dem Kaufpreis identisch? Aber dieser ändert sich doch! Oder ist es die Aura, die ein Werk eines göttlichen Genies oder von dem eines gewöhnlichen Menschen unterscheidet? Aber dann müsste man doch die Fälschung als solche sofort erkennen!
Was lässt den Kunstfreund den Wert des Werkes in Zweifel ziehen, wenn das gefälschte Werk doch genauso aussieht wie das von Gerhard Richter?!
Wir erfahren: Besonders beliebt sind bei den Fälschern abstrakte Werke in der Art Richters, also nicht Kopien, sondern nachempfundene Originale. „Abstrakte Bilder werden von den Fälschern bevorzugt, weil sie vermeintlich leicht zu produzieren sind.“
Vermeintlich! Weil ihnen ja die Aura fehlt?
So ging ein abstraktes, graues Ölgemälde – raffiniert mit der Widmung „Für Armin (K20)“ versehen – glatt für einen Richter durch. Bis der vermutete Adressat der Widmung versicherte, ein solches Gemälde nicht zu kennen.
Da wollte der Kunstfreund es nicht mehr haben. Er hatte diese grauen Striche und Linien so bewundert: herrlich! Aber was für eine abgefeimte Höllengeburt muss es gewesen sein, die so schöne graue Linien und Striche, in überwältigender Anordnung und Menge kombiniert, auf die Leinwand geworfen hat, und dann hieß die Höllengeburt aber gar nicht Gerhard Richter!
Jetzt kann der Kunstfreund das schöne Gemälde nur noch – blutenden Herzens? – auf den Müll werfen.
In dringenden Fällen kann man sich aber auch an Richter selbst wenden, der dann bestätigen kann, dass er das Bild nicht gemalt habe.

Ein Gedanke zu „Kunstfälscher sind böse

  1. Im antiken Griechenland verachtete “man” den banausos, den (bäh) lohnabhängigen Unfreien, der mit seinem bisschen Grips gewiss nicht die wahreschöne Kunst verstehen konnte. Herrliche vorbildliche klassische Gesellschaftssysteme. Die Menschheitsgeschichte eine endlose Reihe von Schießbudenfiguren, die haben, bestimmen, richten, besserwissen, abgrenzen, ausbeuten.

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