Kälber

Es tut schlau, aber …

Hinter der Trommel her
Trotten die Kälber
Das Fell für die Trommel
Liefern sie selber.
Der Schlächter ruft: Die Augen fest geschlossen
Das Kalb marschiert.

Ach, Gott!

Gesegnet sei, durch den die Welt entstund. Wie trefflich schuf er sie nach allen Seiten!
Aber
alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit: eine Zeit zum Töten / und eine Zeit zum Heilen, / eine Zeit zum Niederreißen/ eine Zeit zum Behalten / und eine Zeit zum Wegwerfen,/eine Zeit zum Lieben / und eine Zeit zum Hassen, / eine Zeit für den Krieg / und eine Zeit für den Frieden.
Und jetzt strecken sie ihre Arme gen Himmel und rufen: Barnabas!
Und sie brüllen voll der Verzweiflung zu den Höllenfürsten:
Vergiftet uns! Zerstört unsere Böden und die Insekten, indem ihr zur kurzfristigen Ertragssteigerung Gift auf Äcker und in Ställe sprüht. Dank sei euch. Zerstört die Erde, fördert den Klimawandel, indem ihr im Konkurrenzkampf um die niedrigsten Produktionskosten euch weigert, auf klimaschonende, umweltfreundliche Produktionsformen umzustellen. Was schert uns das Leid der Menschen, Hunger und Krankheit, Armut, Arbeitslosigkeit, wenn nur die Götter der Wirtschaft das Geld ihrer Aktionäre vermehren können und der eine oder andere Sperling seinen Tropfen der köstlichen Pferdepisse davontragen kann 1. Hosianna, lobpreiset all den heiligen Krieg der Reichen gegen den Rest der Welt, den köstlichen Sieg, an dem wir mit feuchten Augen freudig Anteil nehmen. 2
Es ist nicht die Zeit zum Heilen, es ist die Zeit zum Wegwerfen, es ist die Zeit zum Hassen. Nicht Brüder seid ihr, nein, Todfeinde mit schrecklichen Fratzen. Schlagt drauf! Los geht’s! Und immer weiter. Und wenn er am Boden liegt, dann tretet zu, bis der Boden sich blutig färbt!

 

Was ist?

Da stehen sie, Deutsche, Franzosen Italiener, Nordamerikaner, Südamerikaner usw. mit aufgerissenen Mäulern. Ein starkes, aber dumpfes Gefühl sagt ihnen: Irgendetwas läuft schief. Aber was?
Und wer sagt es ihnen, wenn sie zu träge sind, es selbst zu finden? Ein Pilawa etwa oder Lanz, ein Meyer-Burckhardt oder eine Schöneberger, ein di Lorenzo oder ein anderer Schönling, vielleicht von ntv, ein Söder oder eine Krampf-Knarrenbauer?
Unfassbares geschieht: In ihrer Ratlosigkeit und unendlichen Dummheit feiern sie die, von denen sie wissen müssten, dass sie ihnen nicht wohl wollen, und wählen die Fahnenträger des rücksichtslosen Kapitalismus bzw. Faschismus, Orban und Kaczyński, Le Pen und Farage, Salvini, Bolsonaro, und Meuthen, Gauland und Lindner, FPÖ und FDP usw. usw. usw. und immer mehr und überall.
Und da kann der Strache in Österreich allen zeigen, wie ordinär und korrupt er ist. Das schadet doch nicht. 3

Schön dumm!

Wie kann es sein? Wie ist es möglich? Wer hat diese massenhafte, selbstzerstörerische Verblendung geschaffen?
Sie sind dumm. Ja.
Aber wurden sie so hoffnungslos dumm geboren? Jemand hat sie dumm gemacht.
Sie sind verblendet. Ja. Aber jemand blendet sie. Wer?
Alle wissen es oder müssten es wissen. Es sind die Dollars, die Euros.
Man kauft Meinungen und dann schafft man sie ab.
Brecht schrieb über die „Fünf Schwierigkeiten beim Schreiben der Wahrheit“ im Faschismus, als die Regierenden eine freie Presse verboten hatten. Heute ist sie nicht verboten; aber sie scheint nicht zu existieren. Orban hat die freie Presse kaufen lassen. dann in seiner „illiberalen Demokratie“ abgeschafft. So geht es überall. Robert Mercer, die Brüder Koch in den USA, Belusconi in Italien usw. – wo gibt es noch eine Presse von Gewicht, die nicht hinter dem Feigenblatt „bürgerliche Mitte“ den vorgegebenen rechten Mainstream verzapft? 4
Im Zusammenhang mit der Strache-Affäre schreibt die „Süddeutsche Zeitung“ über die „Kronen Zeitung“: „Die Gunst der
Krone war schon immer ein Schlüssel zur politischen Macht in Österreich, man kann sagen: Die Krone hat Kanzler gekürt und Kanzler gestürzt.“ Man kennt das von der BILD. Und der Strache selbst schwadroniert: Hätten wir die absolute Mehrheit, könnten wir es wie der Orban aufbauen: „Wir wollen eine Medienlandschaft ähnlich wie der Orban machen.“
Ein paar Journalisten würde er „pushen“; andere müssten „abserviert“ werden, ein paar neue geholt. Journalisten seien sowieso „die größten Huren auf dem Planeten“.
Und wenn du dann noch einen TV-Sender in die Finger bekommst, „bestimmst du alles“. Den muss man privatisieren. „Wir könnten uns sogar vorstellen, den ORF völlig auf neue Beine zu stellen.“
Dann wär’s soweit.
Fürchtet euch!


 

 

  1. Horse and sparrow, Trickle down
  2. „Es herrscht Klassenkampf, meine Klasse gewinnt, aber das sollte sie nicht.” Warren Buffet
  3. Wahrscheinlich finden die FPÖ-Wähler es sogar “geil, dass sich jemand ähnlich deppert geriert wie sie selbst, wenn sie betrunken sind”. – “Wir waren ja alle schon betrunken und haben viel Blödsinn geredet”. – Er ist eben “einer von uns.”So erklärt David Schalko in der “Süddeutschen Zeitung” die Tatsache, dass der Skandal beim österreichischen Wähler offenbar keiner war. Außerdem mag man natürlich nicht gern zugeben, dass man sich in dem verehrten Mann so geirrt haben soll. Dann wäre man ja selbst … Man hat den armen Strache hinterlistig reingelegt. Es ist eine Verschwörung gegen Strache und damit gegen alle FPÖ-Wähler.
  4. In Deutschland gibt es die BLÖD-Zeitung, aber ein breites Spektrum für eine eigenständige Meinungsbildung, wie man es früher noch finden konnte, existiert nicht mehr. Hätten wir nicht noch das öffentlich rechtliche Fernsehen, wäre die Lage ganz verzweifelt. In den USA gibt es The Nation (Auflage 190 000), in Frankreich Le Monde diplomatique (mit den vielen Übersetzungsausgaben – in der taz mit Kürzungen und Entstellungen – weltweit ca 2,4 Millionen), in Deutschland neben der links-grünen, aber oft gutgemeint-diffusen taz, die bürgerlich liberale (weil sie zwar überwiegend, aber nicht nur die eine gängige eine Meinung gelten lässt) „Süddeutsche Zeitung“. Noch was vergessen?

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