Mauer! Allein das Wort! Der lange wohlklingende Diphtong und dann als kleine Pointe das kurze ä: MAUAUAU …är. Versteht ihr? A big beautiful wall! W – A – L – L !! Nicht „War“, nicht Krieg, aber doch ähnlich. Für den Chinesen kaum unterscheidbar: r und l.
Es gibt primitive Urvölker, Indianer, wie den Stamm der Tohono O’Odham – die wissen nicht, was eine Mauer ist ((Süddeutsche Zeitung 20.3.17 S.7)). Die wissen das einfach nicht. Die haben kein Wort dafür. Die wissen auch nicht, welch unglaubliche Schönheit einer Mauer innewohnen kann ((übrigens auch dem Krieg, wie wir von Ernst Jünger wissen)) – wenigstens auf der einen Seite. Auch bei uns mögen dem einen oder anderen die Worte fehlen, wenn er nicht Rainer Maria mit Vornamen heißt. Die Mauer ist also nicht nur für den Indianer real und irreal zugleich, sondern wir alle, die wir die Kunst lieben und folglich auch die Paradoxa, wussten es und wissen es: Das Grenzmauerprojekt wirkt nicht eingrenzend, sondern erweiternd, und zwar nicht nur für den sprachlichen Horizont der Indianer vom Stamm der Tohono O’Odham, deren Gebiet die Mauer durchziehen soll und die einst mit offenen Mündern vor dem monumentalen Werk (3200 km lang, bis 9 m hoch) stehen und ganz gewiss ein wunderschönes Wort für dieses Werk des waisen Mannes finden werden, sondern sie weitet auch unser Bewusstsein als Ästheten, die wir in dieser sinnfreien Konstruktion eine Projektionsfläche finden dürfen für angemessen geistreiche, ja wundervoll konstruierte, aufregend feinsinnige, spannend phantasievolle Deutungen. Das Feuilleton jubelt schon jetzt und reserviert seine Spalten dem Trumpismus. Aber auch zukünftige Generationen werden noch lange Kunde erhalten von Donald Trumps geschichtsträchtigem Werk; die Geschichtsbücher sollen, so bestimmt es ein erst gestern erneut mehrfach unterzeichnetes Dekret des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, mit ehernen Lettern künden vom Zeitalter von Trumptower und Trumpmauer.