Man sieht es ihnen nicht an, aber es sind Genies.
Wenn sie z.B. in Horvaths „Geschichten aus dem Wienerwald“ erkennen, dass die Figuren dort in ihrem Denken und Handeln beschränkte Spießer sind, dann lassen sie sie unter einer riesigen Käseglocke als Bühnenbild agieren.
Genial. Man braucht eigentlich gar nicht mehr hinzugehen.
Wenn sie z.B. erkennen, dass in Büchners „Dantons Tod“ die Figuren sich abstrampeln, ohne voranzukommen, dann stellen sie die Figuren auf rückwärts drehende Rollen, so dass sie nicht vorankommen.
Genial. Man braucht eigentlich gar nicht mehr hinzugehen.
Wenn sie z.B. in älteren Dramen erkennen, dass die Figuren, obwohl in vergangenen Zeiten lebend, doch in Situationen handeln und fühlen, wie es sie ähnlich auch in der Gegenwart gibt, transponieren sie das Stück in die Gegenwart, und nichts bleibt mehr fremd.
Genial. Man braucht wirklich gar nicht mehr hinzugehen.[dropdown_box]
P.S. Wohl ursprünglich auf einem falschen Verständnis von Brechts Verfremdungseffekt fußend hat sich im Theater ein Inszenierungsstil gebildet, bei dem man leider keine natürlich agierenden Menschen mehr sieht, sondern Marionetten des Regisseurs. Es braucht nicht mehr als ein Foto mit der manierierten, immer auf etwas verweisenden Haltung der Schauspieler, und schon kennt man bereits Mimik, Gestik und Sprechweise. Claus Peymann: „Seit Shakespeare, Molière und Goldoni wurden auf der Bühne Menschen erfunden, an die man glaubte. Im gegenwärtigen deutschen Theater ist dieses Vertrauen verloren gegangen. In Italien, in England, in Frankreich lacht man über den deutschen Regiewahn. Aber diese Mode wird vorübergehen. In der Theatergeschichte wird es nur eine flüchtige Sekunde sein, dann ist die Zeit der Amateure und des Theaters der Zufälligkeiten wieder vorbei.“ Oha, mit solchen Aussagen löst man beim “progressiven”, d.h. modebewussten Feuilletonisten heftige Aggressionen aus. Aber ob Mode oder nicht, ob im Ausland verlacht oder nicht, ist letztlich egal. Selbst die Anhäufung von gewollten Tabubrüchen erregt allenfalls die einfachen Gemüter der BILD-Leser, löst sonst nur noch ein unendlich gedehntes Gähnen aus.[/dropdown_box]