Es stand nicht im Feuilleton

“Selbsttäuschung und Selbstdisziplin hemmen das reflektierende Selbst, die postmoderne Membran, den von Wahrheitssuche und Sonnenanbetung verbotenen ecclesiatischen Impuls (…)”
Ach, wirklich? Das ist ja spannend!
Reingefallen?
Reingefallen sind jedenfalls Soziologieprofessoren auf diese sinnleere Aussage, mit der u.a. auf Thesen eine Vortrags für die Teilnahme an einer Tagung mit dem verführerischen Titel “Über die Abwesenheit der Abwesenheiten” (keine Satire!) verwiesen wurde. Die “Fachleute” nahmen die entsprechenden Sätze beifällig auf. Ausgedacht hatte sich diesen scheinwissenschaftlichen Flitterkram (zitiert in der Süddeutschen vom 17.3.16) Peter Dreier, ein amerikanischer Soziologe, der sich über entsprechenden Schwachsinn in der Soziologie ärgerte. Dazu passt auch, dass ein Schauspieler, der im Auftrag von Psychologen als Dr. Myron L. Fox vor Ärzten und Psychiatern einen Vortrag unter dem Titel “Anwendung der mathematischen Spieltheorie in der Ausbildung von Ärzten” mit ebenso idiotischen, aber hochtrabend klingenden Phrasen hielt, mit viel Beifall bedacht wurde für seinen überaus anregenden und hochinteressanten Vortrag.
Es stand nicht im Feuilleton, hätte aber auch dort stehen können.
Wollen wir etwas daraus lernen?
Ach, was ?!![dropdown_box]
Hey, alter Volksverführer, lass deine Aussagen anspruchsvoll, modern klingen, dann kannst du dem Hörer oder Leser den größten Unsinn verzapfen. Du kannst auch alles möglichst kompliziert ausdrücken, deine Aussage in lange verschachtelte Sätze kleiden, sie mit vielen Fremdwörtern spicken, so dass der Leser viel Zeit und Energie aufbringen muss, um sie zu verstehen, dann ist er, wenn er glaubt, sie verstanden zu haben, so stolz auf sich, dass er auch der Aussage selbst eine höhere Weihe erteilt.[ref]Karl Popper hatte einst Aussagen von Habermas in verständliche Sprache übersetzt.[/ref]
Es könnte ein wenig deprimieren, dass selbst sogenannte Fachleute gerne darauf hereinfallen. Doch zum Glück haben wir schon vorher gewusst, was für ein zartes Pflänzchen die Vernunft ist. Wir verzweifeln nicht, sondern rufen hiermit feierlich auf:
Oh, du, der du doch auch Menschheit bist, du, der du dich homo sapiens nennst[ref]Ein Fremdwort allein macht den Kohl auch nicht fett.[/ref], rette sie, die Vernunft, dünge und gieße![/dropdown_box]

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