Am besten sperrt man alle ein! Zuerst mal die, die einen nicht mögen! Einsperren! Naja, wenn dann die Gerichte einem dazwischen funken, dann muss man sich eben um die Justiz kümmern. Justiz: Einsperren! – Oder doch lieber auswechseln?
Dann die Medien, also die veröffentlichte Meinung. Einsperren! Oder man eignet sich die Medien an, zunächst staatlich kontrollierte Medien wie Rundfunk und Fernsehen. So haben es auch Erdogan in der Türkei und Orban in Ungarn oder Kaczyński in Polen gemacht. In Deutschland hat das mit dem Rundfunk und Fernsehen ja auch schon Adenauer versucht. Er wollte sein privates Adenauer-Fernsehen. Statt damals Rüdiger Proske und Gert von Paczensky, die mit Panorama das erste regierungskritische Politmagazin ((„Nun wollen wir uns wieder ein wenig mit der Bundesregierung anlegen.”)) aus der Taufe gehoben hatten, sollten lieber Adenauers Getreue kommentieren, womöglich Minister, wie Theodor Oberländer vom Koalitionspartner BHE (Bund Heimatvertriebener und Entrechteter), Obersturmführer der SA, Gauamtsleiter des Gau-Grenzlandamtes, Mitglied der NS-Gauleitung von Ostpreußen, oder Verkehrsminister Hans-Christoph von Seebohm von der DP (Deutsche Partei), der sich in Reden für Ehrfurcht vor Fahnen der NS-Zeit einsetzte oder erklärte, dass das Grundgesetz den Deutschen von den Alliierten aufgezwungen worden wäre, und der der Sozialdemokratie asiatische Wurzeln zuschrieb, die nicht zum Deutschtum führen könnten. Sein Adenauer-Fernsehen haben ihm die Gerichte aber verboten. Das war ärgerlich; er hätte eben bei der Justiz anfangen sollen. Adenauer hatte zwar noch die alten Nazis gepflegt und gepäppelt, z.B. den versierten Juristen Hans Globke, der an den Judengesetzen gefeilt hatte, aber in der Justiz gab es eben auch noch andere. Ärgerlich.[htsP anchor_text = “Weiterlesen”]
Er hat dann aber wenigstens das ZDF ins Leben gerufen, wo endlich Gerhard Löwenthal im ZDF-Magazin als rechter politischer Eiferer alles Linke in Grund und Boden stampfen durfte. Aber das war nicht genug, und sie haben nicht aufgegeben: Die zündende Idee war ein verblödendes Privatfernsehen, weil das dann auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen dazu zwingen würde, dem untersten Niveau der Privaten Konkurrenz zu machen, damit nicht etwa irgendein CDU/CSU-Heini aus Sachsen-Anhalt oder die AfD ihm wegen der schlechten Quoten die Existenzberechtigung abspricht. Dieter Thomas Hack, Frank Ältstner, Barbara Schreckensberger, Jörg Viellava, die ganze gruselige Bande von unbarmherzigen Geistesmördern sorgte und sorgt für ablenkenden Blubberbrei.
Aber ach, da gab es noch immer eine Vielfalt von Printmedien! Einsperren! Einsperren? Zu einfach! Dem stand und steht in Deutschland eine zunehmend unabhängige Justiz im Wege. Man kann es hierzulande bisher nicht so einfach machen wie Trump, der einfach seine Parteigänger auf die juristischen Posten hievt. (Dass sie mit Peter Müller einen CDU-Ministerpräsidenten beim Bundesverfassungsgericht unterbrachten, ist bisher die Ausnahme.)
Aber man muss ja nicht immer nur einsperren wollen. Fast genauso einfach ist der Weg, der überall auf der Welt eingeschlagen wird: Geld! Zeitungen, besonders gerne oppositionelle, kann man kaufen, nicht nur ein Exemplar, sondern das ganze Blatt – wenn man Geld hat. Und nicht nur ein Blatt, immer mehr! Und wenn man sie nicht direkt kauft, dann kauft man sie, indem man die genehmen Zeitungen mit Anzeigen unterstützt. Zwar werden Zeitungen immer weniger gelesen und sind daher nicht allzu einflussreich – außer wenn sie keine Zeitungen sind wie die BILD-Zeitung. Allerdings hat es doch Einfluss, wenn dann „die Zeitungslandschaft“ in ihrer Meinung sich wenig unterscheidet. Und da sind große Fortschritte zu verzeichnen, wenn man die heutige Landschaft mit der vor 40 oder 50 Jahren vergleicht. Es fällt bekanntlich leichter, mit dem Strom zu schwimmen als gegen den Strom. So schwimmt alles in parallel ausgerichteten, geraden Bahnen – in Berlusconis Italien, Murdoch-Thatchers Britannien, Koch-Fox-Trumps USA usw., in Frankreich und in Deutschland. Mitreißend!
Wenn dann aber doch immer noch irgendwelche superkluge Minderheiten in der Öffentlichkeit rumquarken wollen, wie z.B. Amnesty International in der Türkei: Einsperren! Erdogan macht es vor. Wem das zu wenig subtil erscheint, der kann ihnen die Gemeinnützigkeit absprechen und ihnen damit finanzielle Zuwendungen vorenthalten, wie es Orban in Ungarn praktiziert und wie es in Deutschland Schäuble und de Maizière bisher erfolgreich mit Attac versuchen.
Und schließlich gibt es noch – eigentlich schon fast überflüssig – die Lobbyisten. Sie können großzügig Geld spenden bzw. Korruption betreiben und dann, wie die Chemiegiganten bei Glyphosat oder die Autohersteller bei den Regelungen zum Schutz von Mensch und Umwelt, Gesetze schreiben lassen oder selbst schreiben, die verhindern, dass das Gemeinwohl Vorrang hat vor ihrem Profitstreben. Momentan beißt sich Christian “Porsche” Lindner gerade intensiv in den Hintern, weil er Jamaika verbockt hat und nun die sonst immer so großzügigen Großspender aus der Wirtschaft deswegen mit seiner Partei zürnen.
Aber muss man nicht vielleicht Angst haben? Allgemeiner Aufschrei im Volk? Empörung? Rebellion?
Nein, alles bestens. Woher denn auch?
Sie kreischen: Versenkt die Linken im Erdboden, schließt die „Rote Flora“! Einsperren!
Alle großen und kleinen Erdogans dieser Erde grinsen vergnügt.[/htsP]
Guter Geschichtsunterricht. Man knirscht mit den Zähnen.