Angela Merkel hat ihrem „Freund“ Hollande ein Telegramm geschickt – es eilte und das Telefon war ständig besetzt – , in dem sie den Terroranschlag von Paris verurteilt. Gut so! Aber musste sie darin unbedingt auf die Haushaltsprobleme der Franzosen hinweisen und zu mehr Sparsamkeit angesichts des Einsatzes von 88 000 Polizisten bei der Fahndung mahnen sowie darauf hinweisen, dass sie jede Art von Kredit zukünftig nur gegen Abtretung des Elsaß an Deutschland bewilligen würde? Da hilft es wenig, dass sie so innig, mit geschlossenen Augen an Hollandes Schultern lehnt. Auch der gute, der ungläubige, der bescheidene Thomas de Maizière[ref]Stefan Braun von der SZ meint: Thomas de Maizière „inszeniert sich nicht“, strahle Bescheidenheit aus.[/ref], – so kann man der Zeitung entnehmen – „verurteilt den Terroranschlag in Paris“. Das ist herzerwärmend, zumal er ihn „aufs schärfste“ verurteilt, so dass man sich vorstellen kann, wie bei soviel Strenge gerade auch mancher Islamist, der gern mit Sturmgewehr und abgeschlagenen Köpfen posiert, doch irgendwie erschüttert ist.
Erfreulich, dass in diesem Zusammenhang auch unser Bundespräsident wieder für die Freiheit eingetreten ist. Das vielstimmige „je suis Charlie“[ref]Gemeint ist nicht Charlie Chaplin. Er wird in Frankreich Charlot genannt.[/ref]bereitet besonders aus dem Munde der Merkels und Gaucks eine ungetrübte Freude, denn das linke anarchistische Blatt kennt keinerlei Respekt. (Nebenbei gesagt verwundert es ein wenig, dass die Erregung sich so sehr auf den Anschlag auf die Pressefreiheit konzentriert. Denn als der Vorläufer von Charlie Hebdo, “Hara-kiri, journal bête et méchant”, in Frankreich verboten wurde, immerhin dreimal, zuletzt wegen fehlenden Respekts angesichts des Todes von Charles “Charlie“ de Gaulle, hatte es kaum Empörung gegeben.)