Neulich: Gunther Tiersch verkündet im ZDF Heute Journal die Wetteraussichten: Ein Tief folgt auf das andere. Düstere Wolken, Regen, als wenn die Feuerwehr aus vollen Schläuchen für einen Kinofilm spritzte: trostlos!
Doch dann endlich: „Zugeschaltet ist nun Markus Söder.“
„Herr Söder, diese vielen Tiefs – wie geht man am besten damit um?“
Söder, wie immer kompetent und selbstsicher, sagt, dass Tiefs zwar immer viel Regen bringen können, aber dass man sich davon nicht niederziehen lassen sollte. Er sehe irgendwann – das sei auch seine persönliche Erfahrung, die übrigens von zahlreichen Wissenschaftlern durchaus gestützt werde – wieder ein Hoch und damit auch einen blauen Himmel kommen, spätestens im Sommer.
Gott sei Dank! Abend gerettet!
Oder sollte man doch sicherheitshalber noch einmal umschalten zu Sven Plöger und dem Wetter bei den Tagesthemen? Vielleicht ist ja auch Plöger ganz scharf auf die Meinung eines Experten zum Wetter, eines echten bayrischen Ministerpräsidenten.
Oder doch lieber zu den Lottozahlen mit Franziska Reichenbacher und Markus Söder?
Archiv der Kategorie: Gesellschaft
Wer ist Erdoǧan?
Sackdoof, feige und verklemmt
ist ***, der Präsident.
…
Er ist der Mann, der Mädchen schlägt
und dabei Gummimasken trägt.
Am liebsten mag er Ziegen ***
und Minderheiten unterdrücken.
Das ist nicht schön, was hier über einen Präsidenten gesagt wird. So etwas hört niemand gern über sich. Der türkische Präsident hat das Gedicht – doch wohl zu Unrecht – auf sich bezogen, weil der Name Erdoǧan darin auftaucht und mit einem türkischen Präsidenten assoziiert wird, und er war sehr verletzt.
Aber kann mit diesem Gedicht überhaupt Erdoǧan, der türkische Präsident, gemeint sein?
Da werden möglicherweise ehrenrührige Behauptungen aufgestellt über körperliche Gebrechen („Schrumpelklöten“), mangelnde Körperhygiene („Selbst ein Schweinefurz riecht schöner“) sowie sexuelle Vorlieben des betreffenden Präsidenten, die frei erfunden sind, da es kaum vorstellbar ist, wie der Autor dieses Schmähgedichts zu solch intimen Kenntnissen der Person („Schrumpelklöten“) gelangt sein soll, so dass sie, wenn sie überhaupt eine reale Person betreffen sollten, dann nur einen Namensvetter des Präsidenten, etwa den Präsidenten eines Fußballvereins mit gleichem Namen, meinen können. (Etwa 223577 Personen tragen diesen Namen – vornehmlich in der Türkei.1) Sie entstammen aber ohnehin höchstwahrscheinlich nur der schmutzigen Phantasie des – besser anonym bleibenden – Autors. Im Grunde ist es zudem ja auch nebensächlich, ob der betreffende Präsident, wenn er Mädchen schlägt, dabei Gummimasken (gleich mehrere? wie viele? alle auf einmal?) trägt. Es würde schon genügen, dass er Mädchen schlägt. Wenn er das tut, sollte er es aber unbedingt unterlassen. Denn das ist gemein.
Und was die Ziegen angeht, von denen in diesem Machwerk die Rede ist, so können Ziegen, besonders Zicklein, possierliche und vor allem wohlschmeckende Tiere sein; darum muss es ein Bewunderer solcher Tiere aber nicht so weit treiben, dass ihn seine ekstatische Hingabe an die Ziegen zu sexuellen Handlungen treibt. Was hier unterstellt wird, ist aber – soviel kann man wohl feststellen – auch eher selten. Und wenn der schäbige Autor dieser Invektive nun andeuten will, dass ein solches Verhalten gerade bei einem türkischen Präsidenten namens Erdoǧan zu finden wäre, der über einen riesigen, prunkvoll ausgestatteten Palast verfügt, von dem ein schmuckes Mädchen aus Wohnungssuche nur träumen kann, nämlich mit einer Gebäudefläche von 40.000 Quadratmetern und etwa eintausend Zimmern, mit Kristalllüstern, goldglänzenden Vorhängen und vielen, vielen Fahnen ausgestattet und in einem Naturschutzgebiet gelegen, und der folglich mit seiner Aura von Macht und Reichtum durchaus die eine oder andere glutäugige Geliebte, und zwar eben keine Ziege, in seinen Harem locken könnte – sein angetrautes, geziemend verschleiertes Weib hätte nach alter Sitte gefälligst die Klappe zu halten -, so erscheint dies vollends äußerst unwahrscheinlich.
Auch muss an dieser Stelle gesagt werden, dass das „Gedicht“ keine formalen Feinheiten aufweist, was Bildsprache, Rhythmus, Reime („-icken“ – „-ücken“) usw. betrifft. Von Schönheit kann bei diesem „Kunst“werk also keine Rede sein. Daran ändert auch die Wortschöpfung „sackdoof“ überhaupt nichts.
Lamborghini für alle!
Fußballer Frank Ribéry verkauft sein Auto, einen Lamborghini Aventador LP700-4 (Baujahr 2011), nach Tachostand 23500 km gelaufen. (Zum Fahren hat er ihn anscheinend wenig gebracht.) Hat einst 310 000 € gekostet – mit schwarz-gelber Lederausstattung. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Ärger oder Abscheu über eine solche Verschwendung angesichts all des Elends und Hungers in der Welt ist kleinkariert. Denn man bzw. Christian Lindner und der Wirtschaftsrat der CDU1 weiß ja, dass gemäß dem “Trickle-down”-Gesetz wir alle von Ribérys Lamborghini profitieren werden. (Gemeint ist nicht etwa auslaufendes Öl, sondern das Bild bezieht sich vielmehr auf die Pferdepisse, in der dann die Spatzen selig baden können – oder so ähnlich.)
Danke, Frank Ribéry. Danke, Christian Lindner, du kleiner Räuber!
Wie schön, dass du geboren bist,
Wir hätten dich sonst sehr vermisst!
Wer etwas von Geld versteht
Der Wähler ist nicht dumm. Der Wähler ist nicht dumm. Der Wähler ist nicht dumm.
Kapiert?
So weiß der Wähler bekanntlich auch: Die CDU/CSU versteht etwas von Geld.
Deshalb wählt er sie ja auch.
Ein weiteres Beispiel, das zeigt, wie Recht der Wähler hat, ist der Vorsitzende der CSU- Finanzkommission Alfred Sauter. Er hat bei dem Deal um überteuerte Corona-Schutzmasken 1,2 Millionen Euro Provision kassiert. 1,2 Millionen. Da sage mal einer, er verstände nichts von Geld! Soviel Geld war drin, weil Herr Spahn – auch er versteht viel von Geld – als Kosten für die Maske 6 Euro zugrunde legte, während sie tatsächlich weniger als 1 Euro kostete. Die Apotheker haben sich daran, so die Aussage eines Apothekers, „dumm und dämlich verdient“. Natürlich wählen 90 Prozent der Apotheker die CDU. Das würden die Schornsteinfeger auch machen, wenn man ihnen soviel Geld schenken würde, zumal sie ja ohnehin schwarz sind. Ja, selbst die roten Feuerwehrmänner würden die Feuer brennen lassen, sich vom Acker machen und sich von dem Geld z.B. ein feuerfestes Haus an der Côte d’Azur kaufen oder die Branche wechseln und künftig überteuerte Feuerlöscher verkaufen. Auf jeden Fall würden sie alle künftig einmütig nur noch die CDU/CSU wählen – denn die, nicht nur die Vorsitzenden von Finanzkommissionen, verstehen etwas von Geld.
Hilfe! Rettet die zarte Collien!
In der „Süddeutschen Zeitung“ (20.3.21) beschwert sich ein Christian W. aus Köln, Vater eines achtjährigen Sohnes, über dessen Lehrer, der mit Belohnung und Bestrafung (!) arbeitet: „Wer laut ist, dessen Name wandert auf einen roten (!) Smiley. Wer Hausaufgaben vergisst, muss einem Frosch einen schwarzen Zahn malen, bei dreien muss er nachsitzen. Wer ruhig ist, kriegt einen Funkelstein.“ Das findet der Christian aus Köln seeehhhrrr „schlimm“.
Diesem Urteil stimmt auch der – als solcher kompetente – Autor von Erziehungsratgebern Herbert Renz-Polster zu, denn durch solche Methoden würden einzelne Kinder „ausgegrenzt“!!1 Auch sei es „Fremdsteuerung“ und verderbe „Spaß und Eigenmotivation“.2 Daher falle er dem „eigentlichen Bildungsauftrag der Schule in den Rücken“.
Ganz schrecklich ergeht es der Moderatorin (RTL II, Viva, MTV, VOX, Pro Sieben …), Schauspielerin und Autorin eines Elternratgebers, Collien Ulmen-Fernandes: Allein die Tatsache, von so einer schrecklichen Pädagogik auch nur gehört zu haben, hat sie seelisch krank gemacht: „Die Vorstellung des Froschs mit den schwarzen Zähnen macht mir Angst. Davon werde ich heute Nacht mit Sicherheit träumen.“ Und das obwohl sie tatsächlich schon „Ende 30“ sei und eigentlich ein dickes Fell habe. Nur eine Nacht mit Albträumen? Oder wird sie womöglich nie, nie wieder ein unbeschwertes Leben führen können? Sie ist so tief erschüttert von dieser „psychischen Gewalt“, dass wir um ihre Gesundheit fürchten. Als Strafe (!) für den Pädagogen hat sie sich ausgedacht, dass er vor die Schulleitung zitiert werden und dort „schweigend den Funkelstein halten“ sollte.
Collien hat nicht nur wunderschöne braune Bambiaugen, sondern, wie man nun spätestens weiß, auch eine sehr zarte, äußerst gefährdete psychische Konstitution.3 Einem so guten Menschen muss geholfen werden. Psychiater sind nicht für 2 Euro pro Sitzung zu haben. Darum wollen wir ein Spendenkonto einrichten unter dem Namen „Rettet Collien“. Bitte melden Sie sich, falls nicht auch Sie schon aufgrund dieser Lektüre einen schweren psychischen Schaden erlitten haben. In diesem Falle müssen wir Sie flehentlich um Verzeihung bitten. Versuchen Sie zu vergessen. Und falls gewünscht, versprechen wir zur Strafe (!), ganz viele Funkelsteine zu zertreten. Vielleicht träumen Sie dann davon. Das wäre doch schön.
Foto: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0)