Blumen für die Liebe? oder: Probleme gibt es!

Die gute Christine Dössel [ref]bekannt aus den Beiträgen vom 16.6.13 und 21.10.14[/ref]  sieht in in der „Flüchtlingsproblematik[ref]Süddeutsche Zeitung 20.10.15 „Angekommen“[/ref] auch künstlerisch eine Herausforderung”. Und sie stellt ohne Umschweife die für sie entscheidenden Fragen: „Wie das oft Unfassbare auf die Bühne bringen? Wie das Leid der anderen darstellbar machen? Wie mit ihrer Stimme sprechen?“
Nun, liebe Christine Dössel, wir möchten Ihnen gerne helfen. Hier ist die Lösung Ihres Problems: Wollt ihr die Stimme der Flüchtlinge  – möglichst authentisch? – hören, dann sucht nicht ihre Stimme zu imitieren, sondern nehmt am besten gleich das Original, lasst einfach die Flüchtlinge mit ihrer Stimme sprechen.
Sie zitiert dann den Intendanten der Münchner Kammerspiele, Matthias Lilienthal, mit einer ihrer Meinung nach offenbar zitierenswerten Aussage. Der spricht nämlich superkritisch vom „Migrations-Hype im Theater“, den er sogleich für passé erklärt. Denn jetzt gehe es um „die Mühen der Ebene“. Diese blumige Aussage von Herrn Lilienthal meint, wie die intellektuell äußerst wendige Frau Dössel natürlich sofort erkannt hat, „die Umsetzung im Alltag“, und das meint, so meinen wir, die künstlerische Umwandlung mit theatralischen Mitteln, also die fremde Stimme hören lassen, möglichst authentisch, aber nicht wirklich. Ach so, aha! Denn hier, so Herr Lilienthal, müsse sich das Theater behaupten. Siehst du wohl?! Ja, genau so ist es. Bedauernd fügt er hinzu: „Man kriegt dafür keine Blumen.“ Schade![dropdown_box]
Das mit den Blumengeschenken ist wirklich schwierig. Denn nicht nur für die DDR-Literatur, sondern auch für die meisten bekannten Autoren, z.B. Grass[ref]Man vergleiche etwa die “Blechtrommel” mit dem “Krebsgang”.[/ref], war das Problem: Wenn die Mittel rein zweckbezogen als Illustration einer bestimmten „Aussage“ dienten, dann war das Werk künstlerisch eher karg und die Wirkung folglich auch eher gering. Man fragte sich dann oft verdrossen, was der Vorteil des künstlichen Kunstwerks gegenüber der direkt formulierten „Aussage“ war, da es ja auf die möglichst große gesellschaftliche Wirkung ausgerichtet war.
Ach, ja? Und was war mit Brecht? Na? Hatte der nicht gerade in den Werken. die seinen Ruhm begründeten, eine klare Aussage?
Nun, er hatte sie immerhin so weit verkleidet, dass z.B. seine Mutter Courage oder sein Puntila zunächst nicht die von ihm gewünschte Wirkung beim Publikum auslösten, wie man seiner “Theaterarbeit” entnehmen kann. Paradoxer Weise mögen die Regisseure heutzutage Bert Brecht nicht, und zwar gerade weil seine Stücke eine relativ klare Aussage haben, obwohl sie seine Aussage wiederum vielfach teilen. Da es aber zur Selbstinszenierung des „Regietheaters“ gehört, gerade den Stücken, deren Aussage sich nur mit eigenem Denken des Zuschauers erschließt, eine klare Botschaft zu unterlegen, können sie bei Brecht nicht viel inszenieren. Armer B.B.[/dropdown_box]

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