Unser Zeitalter hat entdeckt, dass das Geld allein selig macht. Und daher gilt es, das Geld zu häufen, bis man darin schwimmen, sich gar wie Onkel Dagobert jauchzend mit einem Kopfsprung hinein versenken kann. Ach, welch herrlicher Traum! Wenn auch der Kopfsprung in die harten Münzen in Wahrheit natürlich nur in einem übertragenen Sinne möglich ist. Sonst bräche man sich ja das Genick, was niemand gerne tut. Aber Kosten sparen, Steuern sparen, Geld anhäufen, bis man darin ersaufen könnte, aaach!
Und darum erscheint es auch durchaus sinnvoll und fortschrittlich, wenn man aufwändige Verfahren kostensparend vereinfacht. Warum lässt man z.B. in Gerichtsverfahren nicht die Angeklagten ihr Verfahren führen, ihren Fall selbst begutachten, ihr Urteil selbständig und frei fällen? Wieviel Zeit, Personal usw. würde man sparen!
Das Verfahren um Glyphosat, das man bezichtigte, beim Menschen Krebs zu erzeugen, kann in dieser Beziehung ein Vorbild sein, weil es zeigt, wie einfach es geht: Es wird und wurde dem Hersteller Monsanto überlassen, Studien in Auftrag zu geben und vorzulegen, die die Unschädlichkeit des Produkts belegen sollen.[htsP anchor_text = “weiterlesen”] Wenn sich die New York Times empört, dass Studien als unabhängig ausgegeben wurden, bei denen die Vorgaben von Monsanto stammen, dann zeigt das nur, wie reaktionär das Blatt ist. Fortschrittlich handeln hingegen die Monsanto-Manager, wenn sie nicht nur Kosten sparen, sondern auch den Gutachtern die Arbeit erleichtern: „Wir können die Kosten niedrig halten, wenn wir das Schreiben übernehmen, und sie würden es nur redigieren und mit ihrem Namen unterschreiben. “ ((Süddeutsche Zeitung 16.3.17)) So heißt es in einer E-Mail von Monsanto. Natürlich gibt es immer wieder auch Forscher, die nicht in Diensten Monsantos stehen und sich, von Neid zerfressen, wichtig machen wollen, indem sie das klar und zielführend angelegte Urteil in Frage stellen. Da hilft dann bisweilen, wenn ein Monsanto Mitarbeiter eingreift: „Wenn ich es schaffe, das zu killen, sollte ich eine Medaille bekommen.“ Der Mann hat großes Ungemach verhütet, indem er eine Studie des US Gesundheitsministeriums verhinderte; er muss unbedingt seine Medaille erhalten, und zwar eine mit etlichen (!) Brillanten!
So könnte man denken. Aber im Grunde war sein Einsatz letztlich nicht entscheidend, denn es bleibt „im Wesentlichen den Herstellern überlassen, zu belegen, dass ihre Produkte ungefährlich sind. Studien unabhängiger Forscher spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle. Auch die europäischen Behörden verlassen sich vor allem auf die Studien der Hersteller.“ Überlegungen, das zu ändern und das Verfahren zu komplizieren, sind bislang „am politischen Widerstand und dem Druck der Industrie“ gescheitert. ((ebd.))
Einschränkend muss man hier leider anfügen, dass einige der Monsanto-Studien, obwohl sie ja Betriebsgeheimnisse enthalten, von einigen EU-Parlamentariern eingesehen und sie anscheinend sogar von Professor Christopher Portier analysiert werden durften. Aber das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung will dessen Ergebnisse möglichst nicht prüfen: „Solange seine Ergebnisse nicht in einem Fachblatt publiziert seien, sei eine wissenschaftliche Bewertung seriös nicht möglich.“ Und – genial! – eine solche Veröffentlichung ist ja „rein rechtlich gar nicht zulässig“. Weil die Industriedaten ja ausdrücklich nur eingesehen, aber keinesfalls publiziert werden durften. ((Süddeutsche Zeitung 8.6.17)) Also, alles seriös. Hihi.[/htsP]